Arche Noah will mehr Artenvielfalt bei EU-Saatgutregeln

Im Juni will die Europäische Union mit einer Gesetzesinitiative den Grundstein für ein neues Saatgutrecht legen. Der Verein Arche Noah nahm das im Vorfeld zum Anlass, von der EU dabei eine Stärkung der Artenfülle zu fordern.

„Es braucht ein vielfaltsfreundliches Saatgutrecht“, sagte die Referentin für Saatgutpolitik bei Arche Noah, Magdalena Prieler, im Rahmen eines Pressegesprächs. Die derzeitige Rechtslage schränke die Diversität drastisch ein.

„Das Saatgutrecht hat sehr konkrete Auswirkungen darauf, was in der EU angebaut werden darf und kann“, so Prieler weiter. Derzeit beobachte man, dass es bei der rechtlichen Ausgestaltung vor allem darum gehe, das Saatgut zu standardisieren und es für die industrialisierte Landwirtschaft gefügig zu machen.

Diese gezielte Uniformität sei in den vergangenen Jahren durchaus gut gelungen, sie habe jedoch zu deutlichen Verlusten bei der Artenvielfalt geführt, kritisierte sie.

Kritik an Macht von Agrochemieriesen

Bei der Sortenzulassung sei zudem die Zukunftstauglichkeit des Saatguts aus dem Blickfeld der Politik geraten. „Der Fokus liegt derzeit auf dem höchstmöglichen Ertrag bei Einsatz von Pestiziden und Düngemitteln.“ Als problematisch erweise sich dabei die Marktmacht der Agrochemieriesen, die naturgemäß kein Interesse daran hätten, Saatgut zu produzieren, das ohne chemische Stoffe gedeihen kann. „Wir alle als Gesellschaft brauchen aber genau dieses Saatgut.“

Auch die grüne Europaabgeordnete Sarah Wiener hob das Übergewicht von Konzernen wie Corteva, BASF, Bayer und Syngenta auf dem internationalen Markt hervor. „Diese vier Konzerne dominieren nicht nur fast 60 Prozent unseres Saatgutmarktes weltweit, sondern sie haben auch 70 Prozent unseres globalen Pestizidmarktes.“

Neben dem damit einhergehenden Verlust an Biodiversität treibe das die Bäuerinnen und Bauern in Abhängigkeit. Ihnen werde diktiert, welche Pflanzen sie für den Anbau verwenden können und wie sie diese züchten sollen.

Zahlreiche Änderungen gefordert

Um der aktuellen Entwicklung entgegenzuwirken und widerstandsfähiges Saatgut im Sinne einer nachhaltigen Landwirtschaft zu fördern, plädieren Arche Noah und Wiener für mehrere Änderungen.

Konkret gehe es zuerst darum, „Absurditäten“ im Recht abzuschaffen, wie Prieler formulierte. Darüber hinaus müsse das Industrieregime zukunftstauglich gestaltet werden. Auch die Position der Landwirtinnen und Landwirte soll gestärkt werden.