„Message Control“: Fleischmann spricht über Methoden

Gerald Fleischmann, Chefkommunikator der ÖVP, spricht in einem Buch offen über seine Methoden. In „Message Control“ lässt der langjährige Mitstreiter von Ex-Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) Einblicke in seinen Werkzeugkasten zu und blickt auch anekdotisch zurück. Vorgehensweisen, über die in Medienkreisen schon lange spekuliert wurde, nennt er darin beim Namen: „Dead-Cat-Strategie“, „SNU-Verfahren“, „Nirvana-Taktik“. Außerdem spricht er über seine internationalen Vorbilder.

„Das politmediale System insgesamt hat ein Problem“

„Ich würde Politik und Medien nicht trennen, das politmediale System insgesamt hat ein Problem“, spricht Fleischmann im APA-Gespräch über seine Motivation als Autor. Zwar liege die Politik im Vertrauen ganz unten – aber dicht gefolgt von den Medien. „Jetzt ist es zwar okay, wenn der Vorletzte dem Letzten immer ausrichtet, was er besser machen soll, aber ich denke, die ganze politmediale Szene sollte reflektieren.“

Fleischmann geht es aber auch darum, durch transparentes Offenlegen von Methoden Verschwörungserzählungen – Stichwort „Fake News“, „Lügenpresse“ und dergleichen – zu entkräften und sein Handwerk in den Vordergrund zu stellen, denn: „Man hat ja immer Angst vor dem, was man nicht kennt.“ Mit dem Buch soll versucht werden, mit einem Blick hinter die Kulissen für mehr Transparenz und Verständnis für verschiedene Vorgänge zu sorgen.

Politische Themen verdrängen mit System

Als Beispiele nennt der Autor einerseits etablierte Begriffe wie die international bekannte „Dead-Cat-Strategie“, bei der es gilt, die sprichwörtliche tote Katze auf den Tisch zu werfen, die das ursprünglich diskutierte Thema verdrängt. Oder die – nach der gleichnamigen Grunge-Band getaufte – „Nirvana-Taktik“, mit der man Fans zweier Lager für sich gewinnen kann. „SNU“ steht wiederum für „strategisch notwendiger Unsinn“, der auf Social Media verbreitet wird und ebenfalls der Ablenkung von anderen Themen dienen soll.

„Kontrollierte Sprengung“

Ebenfalls in der Branche bekannt sein dürfte die Strategie der „kontrollierten Sprengung“. „Jeder oder zumindest viele haben eine Leiche im Keller“, schreibt er dazu in seinem Buch. Die Kunst sei es, das für einen selbst unangenehme Thema als Erster selbst und samt eigenem Spin zu verbreiten, um einer unkontrollierten Verbreitung, etwa durch selbstständige Medienrecherche, zuvorzukommen.

Als Vorbilder gibt Fleischmann viele an – und nennt nicht nur welche aus dem eigenen politischen Lager. So nennt er den ehemaligen SPÖ-Kanzler Bruno Kreisky, der das Verhältnis von Politik und Medien – nicht ganz ohne Vereinnahmungsabsicht – auf eine neue Ebene hob. In seiner eigenen Arbeit ist die politische Haltung nachrangig, bestätigt der ÖVP-Kommunikator. „Pressesprecher sind per se Dienstleister“, meint er dazu im Gespräch. Darum zollt er auch Profis aus anderen Parteien Respekt, etwa Josef Kalina, der dem roten Lager zuzurechnen ist.