WHO: Beben Europas schlimmste Naturkatastrophe seit 100 Jahren

Das Europabüro der Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat zu umfassender Hilfe für die vielen Erdbebenopfer im türkisch-syrischen Grenzgebiet aufgerufen. Der Bedarf sei riesig und wachse mit jeder Stunde, sagte WHO-Regionaldirektor Hans Kluge heute auf einer Pressekonferenz.

Rund 26 Millionen Menschen in beiden Ländern brauchten humanitäre Unterstützung. „Jetzt ist die Zeit für die internationale Gemeinschaft, dieselbe Großzügigkeit zu zeigen, die die Türkei im Laufe der Jahre anderen Nationen weltweit gezeigt hat“, sagte der aus London zugeschaltete Belgier. Das Land beherberge die größte Flüchtlingsbevölkerung der Erde.

„Wir erleben die schlimmste Naturkatastrophe in der WHO-Region Europa seit einem Jahrhundert“, sagte Kluge über das Erdbeben, bei dem Zehntausende Menschen ums Leben gekommen sind. Das gesamte Ausmaß und die wahren Kosten seien noch immer nicht klar.

An die Betroffenen gerichtet betonte er: „Euer Leid ist immens, eure Trauer sitzt tief. Die WHO steht euch in der Stunde der Not – und immer – zur Seite.“

Die WHO zählt insgesamt mehr als 50 Länder zu ihrer Region Europa. Darunter sind neben der EU auch zahlreiche östlich davon gelegene Staaten wie die Türkei sowie mehrere zentralasiatische Länder.

UNICEF: Millionen Kinder betroffen

Von dem Erdbeben sind nach Angaben des UNO-Kinderhilfswerks (UNICEF) auch mindestens sieben Millionen Kinder betroffen. Die UNICEF erklärte zudem, sie fürchte, dass „viele tausend“ Kinder ums Leben gekommen seien.

„In der Türkei lebten in den zehn vom Erdbeben betroffenen Provinzen insgesamt 4,6 Millionen Kinder. In Syrien sind 2,5 Millionen Kinder betroffen“, sagte UNICEF-Sprecher James Elder bei einer Pressekonferenz in Genf.

198 Stunden: Berichte über lebendig Geborgene in Türkei

Die Rettungsmaßnahmen im Bebengebiet gehen indes weiter. Acht Tage nach dem verheerenden Erdbeben gab es zuletzt Medienberichte über drei Menschen, die in der Türkei lebend aus den Trümmern geborgen wurden.

In der Provinz Kahramanmaras hätten Helfer heute Früh zwei 17 und 21 Jahre alte Brüder gerettet, berichteten die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu und der Sender CNN Türk. Sie lagen 198 Stunden unter den Trümmern.

In der Provinz Adiyaman wurde ein 18-Jähriger, der ebenfalls 198 Stunden verschüttet war, gerettet. Unabhängig überprüfen ließen sich die Angaben nicht.

Die Zahl der bestätigten Toten lag bis heute Früh in der Türkei und Syrien bei mehr als 37.500, mehr als 80.000 Menschen wurden verletzt. Tausende werden weiter vermisst.