Seoul: Versorgungslage in Nordkorea verschärft sich

Die Nahrungsmittelknappheit in Nordkorea hat sich nach Einschätzung der südkoreanischen Regierung weiter verschärft. Das Regime des weithin abgeschotteten Lands habe das praktisch eingestanden, teilte das Vereinigungsministerium in Seoul heute mit. Es verwies dabei auf die Ankündigung Pjöngjangs, in diesem Monat ein Treffen der herrschenden Arbeiterpartei abzuhalten, um die Strategie zur landwirtschaftlichen Entwicklung zu korrigieren.

„Die Nahrungssituation in Nordkorea scheint sich verschlechtert zu haben“, sagte Vereinigungsminister Kwon Young Se laut einer Sprecherin vor Abgeordneten. Auch habe sich das Land an das Welternährungsprogramm der UNO gewandt, um Hilfe zu erhalten. Die Diskussionen seien aber wohl nicht weitergekommen. Es habe Differenzen wegen der Kontrolle der Verteilung gegeben. Das Ministerium räumte ein, dass es kein vollständiges Bild der Lage in Nordkorea habe. Es werde die Entwicklung weiter beobachten.

Naturkatastrophen und Misswirtschaft

Die südkoreanische Zeitung „Dong-A Ilbo“ berichtete unter Berufung auf Regierungsquellen in Südkorea, dass Nordkorea zuletzt die tägliche Nahrungsration für Soldaten von 620 auf 580 Gramm pro Person gekürzt habe. Damit sei in etwa die Ration für normale Bürger erreicht. Es sie die erste Reduzierung für Soldaten seit 2000.

Nordkorea leidet seit Jahren als Folge von Naturkatastrophen und der eigenen Misswirtschaft unter einer chronischen Nahrungsmittelknappheit. In einem Lagebericht des UNO-Kinderhilfswerks (UNICEF) von Ende 2020 hieß es, dass für mehr als zehn Millionen Menschen in Nordkorea keine Nahrungssicherheit bestehe. 2,67 Millionen Kinder benötigten humanitäre Hilfe.