Extremisten protestierten in Belgrad gegen Kosovo-Plan

Mehrere hundert Ultranationalisten haben gestern im Zentrum der serbischen Hauptstadt Belgrad gegen einen neuen Plan der internationalen Gemeinschaft zur Entschärfung der Lage im Kosovo demonstriert.

Zu der Kundgebung hatte die rechtsextreme und prorussische Organisation Volkspatrouille aufgerufen, berichtete das Nachrichtenportal Danas.rs. Viele Teilnehmer schwenkten russische Fahnen.

Der Protest begann in einem Park nahe der serbischen Präsidentschaftskanzlei. Polizisten drängten eine Gruppe von Demonstranten zurück, die sich Zutritt zum Amtssitz von Staatschef Aleksandar Vucic verschaffen wollte, meldete das staatliche Fernsehen RTS.

Damjan Knezevic, der Anführer der Volkspatrouille, bezeichnete in seiner Ansprache Vucic als „Verräter“, weil dieser zuletzt Zustimmung zur Annahme des Kosovo-Plans signalisiert hatte. „Ich schwöre Ihnen, wir sind auf viel mehr als nur auf Chaos vorbereitet“, drohte er.

Serbien soll Existenz zur Kenntnis nehmen

Der heute fast ausschließlich von Albanern bewohnte Kosovo ist seit 2008 unabhängig. Serbien erkennt die Eigenstaatlichkeit seiner ehemaligen Südprovinz nicht an. Der im vergangenen Herbst auf den Weg gebrachte Plan, der von der EU und den USA unterstützt wird, sieht unter anderem vor, dass Serbien den Staat Kosovo vorerst zwar nicht anerkennt, aber seine Existenz zur Kenntnis nimmt und seine Aufnahme in internationale Organisationen – mit russischer Hilfe – nicht weiter blockiert.

Für serbische Nationalisten ist eine „Aufgabe“ des Kosovo – das Gebiet war im Mittelalter ein Zentrum des damaligen serbischen Staates – ein rotes Tuch. Vor der Kundgebung in Belgrad hatte die Polizei zwei Männer festgenommen, die in ihrem Wagen ein Gewehr mit Zielfernrohr und Munition mit sich geführt hatten. Sie waren in Sremska Kamenica 80 Kilometer nordwestlich von Belgrad angehalten worden und sollen sich auf dem Weg zur Kundgebung befunden haben.