Niedrigwasser in Venedig: Gondeln liegen im Schlamm

Venedig, ansonsten von Hochwasser heimgesucht, erlebt derzeit ungewöhnlich tiefe Pegelstände. Wie die Behörden gestern Abend erklärten, sank der Wasserstand bei Ebbe zeitweise um 60 Zentimeter unter den Normalpegel. Auch am Wochenende werde wieder „Acqua bassa“ (tiefes Wasser) erwartet. Auf kleineren Kanälen habe der Verkehr eingestellt werden müssen, zeitweise lagen die Gondeln im Schlamm, hieß es.

Experten führen diesen Ausnahmezustand auf eine besondere Wetterlage zurück: Hochdruck über Italien, verbunden mit einer Neumondphase, und besondere Windverhältnisse.

Gondel liegt in ausgetrocknetem Kanal in Venedig
Reuters/Manuel Silvestri

Wochenlang kein Regen

Seit Wochen regnet es nun schon nicht, einige Flüsse sind derzeit ausgetrocknet. Das für viele traumhafte Frühlingswetter zur Faschingszeit wird immer mehr zum Problem. Der Wind weht meist schwach aus nordwestlicher Richtung, das Meerwasser wird dadurch von Venedig weggedrückt, Touristen im Maskentrubel des Karnevals fotografieren besorgt die ausgetrockneten Kanäle. Wie tief das Wasser gesunken ist, lässt sich gut an den Anlegestellen der Vaporetti, der typischen Wasserboote in Venedig, erkennen. Die Stege aus Holz ragen hoch aus dem Wasser, einige Motorboote verschwinden fast darunter.

Normalerweise ist das Hochwasser ein Problem der Lagunenstadt. In der Nacht auf den 13. November 2019 wurde Venedig von einer katastrophalen Flutwelle heimgesucht. Das Wasser – angetrieben durch den Schirokko-Wind – stieg damals auf 1,87 Meter über dem Meeresspiegel. Das war der höchste Stand seit einer verheerenden Überschwemmung im Jahr 1966, als 1,94 Meter erreicht wurden. 2021 wurde das Dammsystem MOSE aktiviert, um die Lagunenstadt vor einer Flut zu schützen. Die Flutschutztore stehen an drei Einfahrten zum Hafen der Lagunenstadt und wurden in einem umstrittenen und milliardenschweren Bauprojekt im Meer errichtet.