Kasparow erwartet Wandel in Russland nur nach Sieg der Ukraine

Der russische Regierungskritiker und frühere Schachweltmeister Garry Kasparow sieht in einer militärischen Niederlage Russlands den einzigen Schlüssel für Veränderung.

„Ein Sieg der Ukraine ist die Voraussetzung für jeden Wandel in Russland“, sagte er gestern auf der Münchner Sicherheitskonferenz (MSC). Oppositionelle Exilrussen und Exilrussinnen diskutierten dort Wege und Konzepte für eine demokratische Zukunft des Landes.

Garry Kasparov bei der Münchner Sicherheitskoferenz
APA/AFP/Odd Andersen

Krim als „Heftklammer von Putins Mythologie“

Der Bevölkerung in Russland müsse deutlich gemacht werden, dass der Krieg verloren sei, sagte Kasparow. Er halte die Menschen dort für enorm leidensfähig, solange sie einen Sieg für möglich hielten. Der einzige Weg sei, den Menschen klarzumachen, dass der Krieg verloren werde. „Und um die Meinung der Russen zu ändern, gibt es leider keine andere Lösung, als den Ukrainern zu helfen, die Krim zu befreien. Die Krim ist die Heftklammer von Putins Mythologie“, sagte Kasparow.

„Sie kümmern sich nicht um den Krieg“

Die Tochter des ermordeten Kreml-Gegners Boris Nemzow, Schanna Nemzowa, bescheinigte vielen Menschen in Russland, die Lage in der Ukraine nicht zu kennen und auch desinteressiert zu sein. „Sie kümmern sich nicht um den Krieg in der Ukraine.“

Irina Schtscherbakowa, Gründungsmitglied der Menschenrechtsorganisation Memorial, sagte, die „russische Diktatur“ wolle die Menschen glauben machen, dass nach ihrem Sturz das totale Chaos drohe. Der russische Kreml-Gegner Michail Chodorkowski, der schon vor dem offiziellen Beginn der Konferenz in München seine Vorschläge für eine Föderalisierung Russlands vorgestellt hatte, zeichnete nochmals den Weg Putins an die Macht nach und sagte: „Wir haben ihn alle unterschätzt.“