Börsenbetreiber flüchtet vor Gaspreisdeckel nach London

Der US-Betreiber der europäischen Erdgasbörse Title Transfer Facility (TTF) in Amsterdam eröffnet wegen des Gaspreisdeckels in der EU einen weiteren Handelsplatz in London.

Der parallele Handel starte morgen, wie der Betreiber Intercontinental Currency Exchange (ICE) am Wochenende mitteilte. Damit solle Händlern die Möglichkeit gegeben werden, die seit dem 15. Februar geltenden EU-Maßnahmen zur Preisobergrenze zu umgehen.

Wichtigster europäischer Handelspunkt

Die ICE betreibt die in Amsterdam ansässige Gasbörse TTF, den wichtigsten europäischen virtuellen Umschlagplatz für Erdgas. Der Handel an der Amsterdamer Gasbörse werde aber wie bisher fortgesetzt, teilte ICE weiter mit. Die ICE fürchtet, dass der Handel durch den Korrekturmechanismus gestört werde. Eine Preisgrenze könne auch dafür sorgen, dass Produzenten nicht länger an EU-Länder liefern wollten.

Preis sehr stark gesunken

Aktuell scheint dieses Szenario in weiter Ferne. Der Preis für europäisches Erdgas war zuletzt unter 50 Euro je Megawattstunde (MWh) gefallen und lag damit deutlich niedriger als die beim Korrekturmechanismus festgelegte Grenze von 180 Euro.

Deckel bei 180 Euro pro MWh

In der EU steht seit 15. Februar ein flexibler Preisdeckel für den Schutz von Wirtschaft und Verbrauchern vor überhöhten Gaspreisen zur Verfügung. Konkret soll er verhindern, dass die Großhandelspreise für Gas in der EU über längere Zeit deutlich über den Weltmarktpreisen liegen.

Dazu kann die EU künftig bestimmte Gashandelsgeschäfte verbieten, wenn ihr Preis ein vorab festgelegtes Niveau erreicht und der Preisanstieg nicht einem ähnlichen Preisanstieg auf regionaler Ebene oder auf dem Weltmarkt entspricht.

In Spitzenzeiten über 300 Euro

Ausgelöst wird der Mechanismus erst, wenn der Preis der Produkte drei Arbeitstage lang 180 Euro pro MWh übersteigt und gleichzeitig 35 Euro über einem internationalen Durchschnittspreis für flüssiges Erdgas (LNG) liegt.

Infolge des russischen Krieges gegen die Ukraine waren die Erdgaspreise im vergangenen Jahr drastisch gestiegen – mit Spitzenwerten von mehr als 300 Euro pro MWh. Nun aber gehen die Preise als Folge gut gefüllter Gasspeicher, hoher Importe von Flüssiggas und einer niedrigeren Nachfrage deutlich zurück.