Streit um Munition: Wagner-Chef fordert Druck auf Armee

Der Chef der russischen Söldnertruppe Wagner hat seine Landsleute in einem ungewöhnlichen Schritt aufgerufen, ihn in seiner Forderung nach Munition zu unterstützen und Druck auf die Armee auszuüben. „Wenn jeder Russe (…) einfach nur sagen würde: ‚Gebt Wagner Munition‘ (…), dann wäre das schon sehr bedeutend“, sagte Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin in einer heute veröffentlichten Tonaufnahme. Bereits am Vortag hatte Prigoschin Aufsehen erregt, indem er der russischen Armeeführung „Hochverrat“ vorwarf, weil sie seine Söldner nicht ausreichend mit Ausrüstung versorge.

Weiterer Beleg für Ausmaß der Spannungen

Der beispiellose Aufruf des Chefs der Söldnertruppe ist ein weiterer Beleg für das Ausmaß der Spannungen zwischen der Söldnertruppe und dem russischen Generalstab. Prigoschin beschuldigt das russische Oberkommando, die Söldner im Kampf um die Stadt Bachmut in der Ostukraine nicht mit Munition zu versorgen. In Russland kann Kritik am Militär mit bis zu 15 Jahren Gefängnis bestraft werden. Mehrere Oppositionelle sind aufgrund dieses Gesetzes inhaftiert.

Prigoschin forderte nun in seiner Audiobotschaft Russen „vom Fahrer bis zur Flugbegleiterin“ auf, Munition für die Wagner-Söldner zu verlangen und sagte, entsprechende Forderungen würden im Internet bereits verbreitet. „Wir werden sie klein kriegen und sie dazu bringen, mit dem Quatsch aufzuhören“, sagte Prigoschin. Es gebe genügend Geschoße, „aber karrieregeile Politiker, Dreckskerle, Mistviecher müssen erst ihre Unterschrift leisten“, damit diese geliefert würden, schimpfte er in der Audiobotschaft.

Seine Botschaft flankierte Prigoschin mit einem Foto von Dutzenden im Schnee liegenden Leichen von Kämpfern, die nach seinen Angaben am Dienstag wegen Munitionsmangels getötet wurden. „Ihre Frauen, ihre Mütter und ihre Kinder werden ihre Leichen in Empfang nehmen. Wer ist schuldig? Diejenigen, die das Problem mit den Munitionslieferungen regeln müssen“, sagte er.