Türkisches Onlineforum gesperrt – Zensur geortet

In der Türkei ist das Onlineforum eksi sözlük gesperrt worden – möglicherweise als Reaktion auf Kritik am Krisenmanagement nach der Erdbebenkatastrophe. Die Plattform, auf der registrierte Nutzerinnen und Nutzer zu beliebigen Themen Einträge verfassen können, war heute aus der Türkei heraus nur noch über geschützte Netzwerkverbindungen (VPN) zu erreichen. Eksi sözlük teilte auf Twitter mit, die Seite sei gesperrt worden, es gebe aber noch keine Informationen über die Hintergründe.

Der Cyberrechtsaktivist Yaman Akdeniz schrieb auf Twitter, die türkische Telekommunikationsbehörde BTK habe den Zugriff gesperrt. Diese habe etwa die Befugnis dazu, wenn die nationale Sicherheit, öffentliche Ordnung sowie der Schutz von Kindern gefährdet sei. Den Zugriff zu verweigern, ohne Kontakt mit den Betreibern der Seite aufzunehmen oder den Grund zu erläutern, sei „schlichtweg Zensur“, schrieb Akdeniz. Eine Erklärung der Behörden lag nicht vor.

Die regierungsnahe Zeitung „Sabah“ hatte das Onlineforum im Zusammenhang mit der Erdbebenkatastrophe in der Südosttürkei als „Zentrum der Provokation“ bezeichnet. Dort hätten Nutzer etwa geschrieben, dass die Katastrophenschutzbehörde AFAD nicht an Ort und Stelle gewesen sei, so „Sabah“.

Strafen gegen drei türkische TV-Sender wegen kritischer Berichte

Unterdessen verhängte die türkische Medienaufsicht Strafen gegen drei Fernsehsender wegen ihrer kritischen Berichterstattung über das Beben. Aufgrund ihrer Berichte und Kommentare über Mängel bei der Reaktion der Regierung auf das Erdbeben müssten Halk TV, Tele 1 und Fox Geldstrafen zahlen und Sendungen vorübergehend aussetzen, teilte Ilhan Tasci, von der Opposition entsandtes Mitglied der Behörde, heute via Twitter mit.

Die drei Sender sind bekannt für ihre kritische Berichterstattung über den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan. Halk TV steht zudem der wichtigsten Oppositionspartei CHP nahe. Laut Tasci orientierte sich die Höhe der Geldstrafen am Umsatz der Sender im Jänner. Halk TV und Tele 1 müssen zudem eine ihrer täglichen Sendungen fünf Tage lang aussetzen.