Verschleppte Kinder? SOS-Kinderdorf weist Vorwurf zurück

SOS-Kinderdorf mit Sitz in Österreich weist Vorwürfe zurück, laut denen die internationale Hilfsorganisation in die Verschleppung ukrainischer Kinder durch Russland verstrickt sei. Das hatte das ZDF-Magazin „frontal“ berichtet. „Wir haben mit den Verschleppungen nichts zu tun. Wir machen unseren Job und helfen Kindern in Not“, sagte SOS-Kinderdorf-Sprecher Jakob Kramar-Schmid gestern.

In dem ZDF-Bericht ist zunächst ein gelber Bus zu sehen, der beim SOS-Kinderdorf Tomilino bei Moskau hält. Kinder mit Luftballons und großen Stofftieren steigen aus, die Sonne scheint, es ist offensichtlich warm. Die Bilder „verraten, wie russische Pflegeeltern mit ukrainischen Kindern zu einem roten Ziegelhaus gefahren werden“.

Dann sieht man den Besuch der russischen Kinderrechtsbeauftragten Maria Lvova-Belova im Dezember 2022 im SOS-Kinderdorf Tomilino: Zu hören ist, dass dabei „Propagandabilder mit verschleppten ukrainischen Kindern“ entstanden seien.

Verschleppte Kinder: SOS-Kinderdorf weist Vorwurf zurück

Das SOS-Kinderdorf mit Sitz in Österreich weist Vorwürfe zurück, laut denen die internationale Hilfsorganisation in die Verschleppung ukrainischer Kinder durch Russland verstrickt sei. Das hatte das ZDF-Magazin „frontal“ berichtet.

„Starke Anhaltspunkte“, dass Kinder aus Ukraine sind

Nach Angaben des SOS-Kinderdorf-Sprechers berichteten russische Kollegen und Kolleginnen erstmals im November 2022 von 13 Kindern, deren Herkunft unklar sei. Die russischen Behörden seien mit der Bitte um Betreuung der Kinder an das Kinderdorf herangetreten. „Wir stehen vor dem Dilemma, entweder nicht zu helfen oder Kindern in Not zu helfen, die sonst auf der Straße stehen würden“, sagte Kramar-Schmid. „Die Kolleginnen und Kollegen in Russland machen einen wahnsinnig guten Job und stehen unter großem politischem Druck.“

Es gebe „starke Anhaltspunkte“ dafür, dass es sich bei den 13 Minderjährigen mit ungeklärter Herkunft um ukrainische Kinder handle. Selbst, wenn „wir davon ausgehen, dass wir die Eltern der Kinder in der Ukraine finden, ist es nicht so einfach, die Kinder aus Russland herauszubekommen“, so Kramar-Schmid.

Wo SOS-Kinderdorf bei der Suche stehe und ob die Organisation bereits Eltern gefunden habe, die Kinder aber nicht aus Russland bringen könne, sei derzeit nicht zu sagen: Antworten darauf gefährden laut Kramar-Schmid die betroffenen Kinder, die Familien in der Ukraine und die SOS-Kinderdorf-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter in Russland. „Wenn die russischen Behörden SOS-Kinderdorf dichtmachen, was passiert dann. Wir sind den Kindern verpflichtet.“

Pflegefamilien von Russland angestellt

Üblicherweise sei es Teil der Arbeit von SOS-Kinderdorf, dass die Minderjährigen Kontakt zu ihren Eltern hielten. Nur bei einer Minderheit der zu Betreuenden handle es sich um Waisen, der Großteil lebe in „professionellen Pflegefamilien, einer Art WG“, weil die Herkunftsfamilien zu arm seien.

Diese Pflegefamilien seien im SOS-Kinderdorf untergebracht, die Betreuerinnen und Betreuer seien aber vom russischen Staat ausgesucht und angestellt. Diese Pflegefamilien würden wiederum von den SOS-Kinderdorf-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeitern betreut. Kinder, die in einem SOS-Kinderdorf lebten, würden „natürlich nicht“ zur Adoption freigegeben.