Schriftstellerin Ilse Tielsch verstorben

Die österreichische Autorin Ilse Tielsch ist tot. Die Schriftstellerin starb am 21. Februar, einen Monat vor ihrem 94. Geburtstag, im Kreise ihrer Familie in Wien, wie ihr Sohn der APA jetzt bekanntgab. Tielsch thematisierte in vielen ihrer Gedichte, Erzählungen und Romane die Vertreibung aus ihrer südmährischen Heimat Auspitz im Jahr 1945. Ihre mehr als zwei Dutzend Werke wurden teils in mehreren Sprachen übersetzt, daneben auch zahlreiche Hörspiele ausgestrahlt.

Die österreichische Autorin Ilse Tielsch
APA/Isolde Ohlbaum

Die am 20. März 1929 geborene Tochter eines Landarztes flüchtete mit einem der letzten Züge vor der näher rückenden Front über Budweis nach Oberösterreich. Etwa drei Millionen Deutsche wurden zwischen 1945/46 vertrieben und enteignet.

Jahrzehnte später widmete sie sich der Flucht nach Österreich, den entbehrungsreichen Nachkriegsjahren und dem Gründen einer neuen Existenz in einem ihrer erzählerischen Hauptwerke, einer Romantrilogie, bestehend aus „Die Ahnenpyramide“ (1980), „Heimatsuchen“ (1982) und „Die Früchte der Tränen“ (1988). Sie wurde 2019/20 von der Wiener Edition Atelier neu aufgelegt.

Kommt „immer nur auf den Einzelnen an“

In ihrem 2006 erschienenen Roman „Das letzte Jahr“ ließ Tielsch in Anlehnung an ihre eigenen Erfahrungen die neunjährige Elfi Zimmermann aus einem südmährischen Städtchen das letzte Jahr vor Ausbruch des Zweiten Weltkrieges schildern.

In ihren Werken sprach Tielsch nicht von Vertreibung. In einem 2018 geführten Interview erzählte sie, dafür sei sie „nicht nur geliebt“ geworden. Sie habe aber in ihrem Leben „da wie dort gute und weniger gute Menschen“ getroffen. So sei ihr Vater, der bis zuletzt noch als Landarzt in Südmähren tätig war, von einem Tschechen gewarnt worden, das Land zu verlassen, weil dieser ihn hier „nicht länger schützen könnte“. Es komme „immer nur auf den Einzelnen an“.

Zahlreiche Preise und Auszeichnungen

Tielsch wurde für ihr literarisches Schaffen mit mehreren Preisen und Auszeichnungen geehrt, darunter der ostdeutsche Andreas-Gryphius-Preis und der Anton-Wildgans-Preis der österreichischen Industrie im Jahr 1989. 2017 erhielt sie den Franz-Theodor-Csokor-Preis, der in unregelmäßigen Abständen vom Österreichischen P.E.N.-Club für das Lebenswerk vergeben wird. Grünen-Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer würdigte Tielsch als „wichtige Stimme für Versöhnung und Völkerverständigung“.