Gerettete Migranten nach einem Bootsunglück bei Cutro, Italien
AP/Giuseppe Pipita
Migration

Schweres Bootsunglück vor Süditalien

Vor der Hafenstadt Crotone in der süditalienischen Region Kalabrien ist am Sonntag ein Boot mit Geflüchteten untergegangen. Mindestens 59 Leichen, darunter Kinder, wurden von der Küstenwache geborgen.

War zunächst noch von rund 30 Todesopfern die Rede, erhöhte sich die Zahl schnell weiter. Das überladene Fischerboot, das laut Küstenwache circa 120 Personen aus dem Iran, Pakistan und Afghanistan an Bord hatte, konnte dem rauen Meer nicht standhalten und prallte wenige Meter vor der Küste gegen Felsen. Es brach in zwei Teile. 27 Leichen wurden an den Strand gespült. Weitere Tote seien aus dem Wasser gezogen worden. Es gebe 80 Überlebende, von denen 21 ins Krankenhaus gebracht worden seien, meldete ANSA.

Patrouillenboote waren auf See mit der Suche nach Überlebenden beschäftigt, ebenso wie Feuerwehrleute mit Jetskis. Die Polizei und Carabinieri sowie Mitarbeiter des Roten Kreuzes waren ebenfalls am Unglücksort. Die Opferbilanz könnte sich erhöhen: Die Suche nach den Vermissten dauerte an und wurde durch starken Wellengang erschwert. Ermittlungen wurden gegen einen Mann aufgenommen, der von den Behörden als Schlepper identifiziert wurde.

Entsetzen in Italien

Das Unglück ereignete sich am Strand Steccato di Cutro, einem Seebad in der Gemeinde Cutro, und löste große Bestürzung in Italien aus. Der italienische Innenminister Matteo Piantedosi sprach von einer „riesigen Tragödie“. Jetzt sei es wichtig, die Anstrengungen fortzusetzen, um die Abfahrten solcher Boote aus Nordafrika zu stoppen. „Es ist absolut notwendig, das Phänomen der illegalen Einwanderung zu bekämpfen. Skrupellose Menschenhändler sind am Werk, die, um sich zu bereichern, improvisierte Reisen mit seeuntauglichen Booten und unter unzumutbaren Bedingungen organisieren“, beklagte der Innenminister.

Schiffstteile und Kleidungsstücke am Strand von Cutro, Italien
AP/Giuseppe Pipita
Das Boot brach kurz vor der Küste entzwei

Der Präsident von Italiens Rotem Kreuz, Rosario Valastro, forderte einen stärkeren Einsatz der Behörden zur Vorbeugung solcher Tragödien. „Unsere Mitarbeiter sind am Werk, um die Überlebenden zu behandeln und die Leichen zu bergen“, so Valastro. „Dies ist ein böses Erwachen, das die Gemeinschaft aufwecken muss, damit ähnliche Tragödien nicht passieren“, so Valastro auf Twitter.

Neues Gesetz gegen Seenotretter

Bei einer der schwersten Flüchtlingskatastrophen kamen im April 2015 vor der libyschen Küste zwischen 800 und 900 Menschen um. Das vollkommen überfüllte Schiff war gesunken, weil die Menschen an Bord in Panik geraten waren, als ein anderes Schiff zur Rettung nahte. Das Wrack wurde vom Meeresgrund geborgen, ein Schlepper Ende 2016 in Catania zu 18 Jahren Haft verurteilt.

Jedes Jahr versuchen Tausende Migranten auf oft wenig seetauglichen Booten aus Nordafrika nach Italien und damit nach Europa zu gelangen. Immer wieder kommt es auch zu schweren Unglücken. Nach Angaben des italienischen Innenministeriums sind in diesem Jahr bis einschließlich Donnerstag schon 13.067 Menschen auf dem Seeweg ins Land gekommen, weit mehr als doppelt so viele wie im gleichen Vorjahreszeitraum (5.273). Tausende Menschen sind in den vergangenen Jahren bei Schiffsbrüchen ums Leben gekommen.

Italien: Tote bei Bootsunglück

Vor der Ostküste der italienischen Region Kalabrien wurden Leichen angespült. Italien ist wegen seiner geografischen Lage besonders häufig ein Ziel von Geflüchteten, Migrantinnen und Migranten, die von Nordafrika nach Europa gelangen wollen.

Die postfaschistische Premierministerin Giorgia Meloni äußerte sich am Sonntag betroffen. Ihre Regierung sei entschlossen, irreguläre Migration zu stoppen, um weitere Tragödien zu vermeiden.

Ein neues Gesetz ihrer Regierung, das in der vorigen Woche vom Senat verabschiedet wurde, erschwert die Arbeit ziviler Seenotretter. Der Großteil der Migranten gelangt allerdings mit eigenen Schiffen und Booten nach Italien.

Der Chef der rechten Regierungspartei Lega und Vizepremier Matteo Salvini machte die Schlepper für die Tragödie verantwortlich, die „immer unsicherere und schäbigere Boote ins Meer schicken und dafür Millionen von Dollar kassieren, die in Waffen und Drogen reinvestiert werden“. „Den Menschenhändlern das Handwerk zu legen ist jedermanns moralische Pflicht, vor allem um unschuldiges Leben zu retten“, sagte Salvini.

Papst Franziskus drückte beim Angelus-Gebet seine Bestürzung aus. Er bete für die Todesopfer, für die Vermissten und die Überlebenden. Er dankte den Rettern und all jenen, die den Überlebenden Unterstützung leisten.