Durchsuchung im Münchner Erzbistum

Die Staatsanwaltschaft ist nach Informationen der „Süddeutschen Zeitung“ mit einem Durchsuchungsbeschluss beim katholischen Erzbistum München und Freising vorstellig geworden. Die Aktion soll im Zusammenhang mit dem Missbrauchsskandal in der katholischen Kirche stehen. Das Erzbistum wollte sich gestern auf Anfrage nicht äußern.

Seit der Veröffentlichung eines aufsehenerregenden Gutachtens zu sexueller Gewalt im Erzbistum vor gut einem Jahr läuft bei der Staatsanwaltschaft München I ein Ermittlungsverfahren. Die Behörde hatte nach der Vorstellung der Studie im Jänner 2022 mitgeteilt, mehr als 40 Fälle von mutmaßlichem Fehlverhalten kirchlicher Verantwortungsträger im Umgang mit Missbrauchstätern zu prüfen.

Gutachten des Erzbistums wohl Ausgangspunkt

Die Kanzlei Westpfahl Spilker Wastl (WSW), die das Gutachten im Auftrag des Erzbistums verfasst hat, habe der Staatsanwaltschaft die Unterlagen zur Verfügung gestellt, teilte die Behörde vor einem Jahr mit. „Sie betreffen ausschließlich noch lebende kirchliche Verantwortungsträger und wurden stark anonymisiert übermittelt“, hieß es damals.

Die Justiz – vor allem in Bayern – war immer wieder dafür kritisiert worden, die Kirche mit der Aufarbeitung des Missbrauchsskandals sich selbst zu überlassen, nicht einzugreifen und damit Vertuschung zu ermöglichen. Justizminister Georg Eisenreich (CSU) hatte zuletzt im Dezember im Landtag eine unabhängigere Aufarbeitung gefordert und kritisiert, dass kirchliche Gutachten für die Verfolgung von Straftaten nur eine sehr untergeordnete Rolle spielten.