Zugwrack
AP/Vaggelis Kousioras
Griechenland

Viele Tote bei schwerem Zugsunglück

Bei einem schweren Zugsunglück in Griechenland sind in der Nacht auf Mittwoch mindestens 36 Menschen ums Leben gekommen. Weitere 130 Menschen wurden verletzt, 66 von ihnen müssen im Spital behandelt werden, meldete der öffentlich-rechtliche Rundfunk ERT auf seiner Website. Zwei Züge seien auf demselben Gleis aufeinander zugefahren und kollidiert, sagte der Gouverneur der Region Thessalien, Konstantinos Agorastos, im Sender SKAI TV.

Die Such- und Rettungsaktion dauert an, mit Kränen und anderen schweren Geräten versuchen Feuerwehrleute und Rettungskräfte, die entgleisten und teils ausgebrannten Waggons zu heben, um in den Wracks nach Überlebenden und möglichen weiteren Opfern zu suchen.

Die Opferzahl könne noch steigen, hieß es seitens der Feuerwehr. Der Großteil der Insassen sei aber gerettet worden – rund 250 Passagiere wurden in Bussen nach Thessaloniki gefahren. Griechische Medien sprachen vom „schlimmsten Zugsunfall in der Geschichte des Landes“.

Zug mit 350 Reisenden nach Thessaloniki unterwegs

Das Unglück ereignete sich kurz vor Mitternacht in der Nähe der Stadt Larisa im Zentrum des Landes. Die ersten vier Waggons des mit 350 Passagieren besetzten Personenzuges seien entgleist, sagte der Gouverneur der Region, Agorastos. Die beiden Wagen an der Spitze des Zuges hätten Feuer gefangen und seien nahezu vollständig zerstört worden.

Der aus Athen kommende Zug stieß offenbar frontal mit einem aus der Gegenrichtung – aus der Hafenstadt Thessaloniki – kommenden Güterzug zusammen. Der Personenzug war der Intercity 62, der aus Athen um 19.22 Uhr nach Thessaloniki abgefahren war. Bei dem Zusammenstoß hätten sich viele Passagiere Brandwunden zugezogen und seien in Krankenhäuser gebracht worden.

Zugwrack
Reuters/Giannis Floulis
Durch die Wucht des Aufpralls wurden die Waggons teils komplett zerstört

„Es herrschte Chaos“

Der griechische öffentlich-rechtliche Rundfunk ERT zeigte Videos von der Unglücksstelle bei Tempi in Mittelgriechenland. Ein Überlebender sagte, im Personenzug sei nach dem Zusammenstoß Feuer ausgebrochen. „Es herrschte Chaos und fürchterlicher Lärm“, fügte er gegenüber ERT hinzu. Man habe mit Koffern die Fensterscheiben eingedrückt, um ins Freie zu kommen, sagte ein junger Mann.

Schweres Zugsunglück in Griechenland

Bei einem schweren Zugsunglück in Griechenland sind in der Nacht auf Mittwoch nach Angaben der Feuerwehr mindestens 35 Menschen ums Leben gekommen. Dutzende Menschen wurden schwer verletzt und in Krankenhäusern behandelt. „Die Such- und Rettungsaktion dauert an“, sagte ein Sprecher der Feuerwehr im öffentlich-rechtlichen Rundfunk weiter.

„Ich dachte, ich würde sterben“, sagte ein Passagier der Tageszeitung „Kathimerini“. Der junge Mann saß nach eigenen Angaben in einem der hinteren Waggons. Er habe auf dem Boden Schutz gesucht, Menschen hätten geschrien und geweint.

„So etwas habe ich noch nie in meinem Leben gesehen“, sagte ein Vertreter der Rettungskräfte, der im Zuge der Bergungsarbeiten völlig erschöpft aus einem zerstörten Waggon kam. Ein AFP-Reporter berichtete, dass einer der Waggons komplett zerquetscht war, die Rettungskräfte hätten ihn kaum betreten können. Andere Waggons waren teilweise zerstört, Flammen loderten, Rauch lag über dem Gelände.

Bei vielen Passagieren soll es sich um junge Menschen gehandelt haben, Studierende, die nach einem verlängerten Wochenende wegen eines Feiertags nun auf dem Weg zur Universität von Thessaloniki waren. Im Bahnhof Thessalonikis versammelten sich schon in der Nacht verzweifelte Angehörige, Telefonhotlines wurden eingerichtet. Viele der Toten können Berichten zufolge nur per DNA-Test identifiziert werden.

Zuständiger Bahnchef festgenommen

Gleichzeitig wird nach den Ursachen des Unglücks gesucht. Der für die betroffene Strecke zuständige Eisenbahnchef sei festgenommen worden, berichtete ERT. Andere Eisenbahner und Techniker würden befragt, hieß es. Die Verkehrsbehörde der nahe gelegenen Stadt Larisa hat mit Ermittlungen zur Unfallursache begonnen. Viele anknüpfende Bahnstrecken wurden für den Zugsverkehr vorerst gesperrt.

Die Strecke, die Athen mit der nordgriechischen Hafenstadt Thessaloniki verbindet, war in den vergangenen Jahren modernisiert worden. Die griechische Bahn (Hellenic Train) wird von der italienischen Staatsbahn Ferrovie dello Stato Italiano (FS) betrieben – Hellenic Train ist eine Tochtergesellschaft der FS. Betrieben wird der Zugsverkehr im Netz der griechischen Eisenbahn.

Einsatzkräfte neben Zugwrack
Reuters/Alexandros Avramidis
150 Einsatzkräfte waren im Einsatz. Griechische Medien sprachen vom „schlimmsten Zugsunfall in der Geschichte des Landes“.

Offenbar kein modernes Leitsystem

Das Eisenbahnsystem in Griechenland ist veraltet und muss modernisiert werden. Viele Strecken sind eingleisig. Häufig fehlen automatische Steuerungssysteme. Trotz der Modernisierung mit neuen Brücken und Tunneln und zwei Gleisen entlang der gesamten rund 500 Kilometer langen Strecke Athen – Thessaloniki gebe es erhebliche Probleme bei der elektrischen Koordination der Verkehrskontrolle, hieß es im öffentlich-rechtlichen Rundfunk.

„Wir fahren wie in alten Zeiten von einem Streckenteil zum anderen per Funk. Die Stationsleiter geben uns grünes Licht“, sagte Kostas Genidounias, Präsident der Gewerkschaft der Lokführer, im öffentlich-rechtlichen Rundfunk. Warum das geschieht und kein modernes Leitsystem funktioniert, konnte er nicht angeben.

Dreitägige Staatstrauer

Auf Beschluss des Premierministers Kyriakos Mitsotakis wurde für die Opfer des Zugsunglücks eine dreitägige Staatstrauer ausgerufen. Gleichzeitig zeigte sich EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen erschüttert. „Ganz Europa trauert mit Ihnen“, schrieb von der Leyen am Mittwoch auf Twitter. Ihre Gedanken seien bei den Menschen in Griechenland. Auf Griechisch ergänzte von der Leyen, dass die EU an der Seite Griechenlands stehe.

Auch EU-Parlamentspräsidentin Roberta Metsola zeigte sich tief betrübt. Sie richtete ihr Beileid auf Twitter an die Opfer, deren Familien und Freunde und dankte den Rettungskräften sowie dem medizinischen Personal. „Unsere Gedanken sind nach diesem tragischen Ereignis bei den Menschen in Griechenland.“ EU-Ratschef Charles Michel äußerte sich ähnlich. Er sei schockiert von den Nachrichten aus Griechenland. „Meine Gedanken sind heute Morgen bei den Menschen in Griechenland.“