Bericht: Italien ignorierte Frontex-Warnungen vor Bootsunglück

Die italienischen Behörden sollen Warnungen der EU-Grenzschutzagentur Frontex vor jenem Bootsunglück, bei dem am Wochenende über 60 Menschen ums Leben gekommen waren, ignoriert haben. Das berichtet das Nachrichtenportal Euractiv nun.

Bevor das Boot am Sonntag untergegangen war, habe Frontex bereits Alarm geschlagen. Konkret sah die Agentur auf Aufnahmen zwar nur eine Person auf dem Boot, sie habe aber gewarnt, dass sich eine große Anzahl an Menschen an Bord befinden könnte.

Küstenwache schickte Patrouillenboote los

„Unsere Experten entdeckten einige Anzeichen dafür, dass das Boot eine große Anzahl von Menschen an Bord haben könnte, zum Beispiel entdeckte die Wärmekamera an Bord des Flugzeugs eine signifikante thermische Reaktion von den offenen Luken am Bug“, wird in dem Bericht Frontex zitiert.

Die EU-Grenzschutzagentur berichtete, dass die italienischen Behörden sowohl Zugang zur Kamera als auch zur Wärmereaktion hatten. Anstatt Schiffen, die für Such- und Rettungsmaßnahmen gerüstet sind, schickten die Behörden aber zwei Patrouillenboote der Guardia di Finanza (GDF) los. Die GDF ist für Strafverfolgungsmaßnahmen zuständig.

Die italienische Küstenwache sprach in einer Pressemitteilung zudem nur von einer Person, die auf dem Schiff vor dessen Sinken zu sehen gewesen sei. Von der thermischen Reaktion, die Frontex erwähnte, war darin nicht die Rede. Außerdem hieß es aus Italien, dass es die Küstenwache die erste Notfallinformation Sonntagfrüh erhalten habe.

79 Menschen überlebten

Das Boot war Sonntagfrüh nach Angaben der italienischen Küstenwache nahe Crotone bei heftigem Seegang wenige Meter vom Ufer entfernt an einem Felsen zerschellt. Nur 79 Menschen aus Afghanistan, Pakistan, Somalia und Syrien überlebten. Italien rief die EU infolge des Unglücks zu einem entschlosseneren Kampf gegen Schlepperei auf.