Ferrovials Umzug in Niederlande empört Spanien

Die spanische Regierung hat gestern die Entscheidung des Baukonzerns Ferrovial, seinen Firmensitz in die Niederlande zu verlegen, als undankbar und als Beeinträchtigung der spanischen Interessen kritisiert. „Ferrovial ist so, wie es ist, weil es diesem Land alles verdankt, und ich glaube, dass diese Entscheidung nicht im Einklang mit den Anstrengungen steht, die das Land unternommen hat“, sagte Regierungssprecherin Isabel Rodriguez.

Am Dienstag hatte Ferrovial Pläne für eine umgekehrte Fusion angekündigt, bei der seine hundertprozentige niederländische Tochtergesellschaft Ferrovial International SE (FISE) die Firma übernehmen und sich um eine Börsennotierung in Spanien, den Niederlanden und später in den Vereinigten Staaten bemühen würde.

Das Unternehmen hat erklärt, dass es in den Niederlanden einen stabilen Rechtsrahmen und das Potenzial für niedrigere Finanzierungskosten aufgrund des „AAA“-Kreditratings des Landes sieht. Fast 90 Prozent der Einnahmen von Ferrovial kamen im vergangenen Jahr von außerhalb Spaniens. Der Plan wurde von den Verwaltungsräten von Ferrovial und FISE gebilligt.

Wirtschaftsministerin Calvino: „Unverständlich“

Wirtschaftsministerin Nadia Calvino sagte gegenüber dem Fernsehsender La Sexta, dass die Entscheidung „dem Interesse und dem Image unseres Landes zuwiderläuft“, und bezeichnete sie als „unverständlich“ in einer Zeit, in der Spanien mehr ausländische Investitionen denn je anzieht. Calvino sagte, sie habe den Vorstandsvorsitzenden von Ferrovial, Rafael del Pino, angerufen, um ihm ihre Ablehnung mitzuteilen.

Der Schritt des nach Marktkapitalisierung 13.-größten spanischen Unternehmens fällt in ein Wahljahr. Die konservative Volkspartei machte die von den Sozialisten geführte Regierung für den Schritt von Ferrovial verantwortlich und begründete das mit der „mangelnden Rechtssicherheit“ in Spanien im Vergleich zu den von anderen Ländern angebotenen Anreizen.