Überlebende 102 Jahre nach Tulsa-Massaker geehrt

Viola Fletcher und ihr Bruder Hughes Van Ellis sind zwei von drei noch lebenden Überlebenden des Massakers an Schwarzen in der US-Stadt Tulsa im Jahr 1921. Im fortgeschrittenen Alter von 108 bzw. 102 Jahren haben sie nun die Staatsbürgerschaft von Ghana erhalten.

Im Juni 1921 hatte ein weißer Mob das Viertel Greenwood angegriffen und nach Schätzungen rund 300 Schwarze getötet, die Häuser und Wohnungen von etwa 10.000 Menschen wurden zerstört. Dem waren Gerüchte von einem Übergriff auf eine weiße Jugendliche durch einen Schwarzen vorausgegangen.

Greenwood war trotz der damals in den USA noch gesetzlich verankerten Diskriminierung Schwarzer ein Ort gewesen, an dem eine sehr erfolgreiche schwarze Gemeinschaft gewachsen war. Das Viertel wurde daher häufig als „Schwarze Wall Street“ bezeichnet.

Hughes Van Ellis und Viola Fletcher
Reuters/Carlos Barria

„Stolz darauf, sich mit Überlebenden zu solidarisieren“

Fletcher und Van Ellis hatten Ghana im August 2021 im Rahmen einer einwöchigen Afrikareise anlässlich des hundertsten Jahrestages des Massakers besucht. Die Justice for Greenwood Foundation, die sich für die Überlebenden des Massakers und ihre Nachkommen einsetzt, erklärte, die beiden seien die ältesten Afroamerikaner, denen die ghanaische Staatsbürgerschaft verliehen worden sei. Die Stiftung sei „stolz darauf, sich mit den Überlebenden zu solidarisieren und ihre Unverwüstlichkeit und ihren Beitrag zur Geschichte“ des schwarzen Oklahoma zu feiern.

Während ihres Besuchs im Jahr 2021 waren Fletcher und Van Ellis auch mit dem ghanaischen Präsidenten Nana Akufo-Addo zusammengetroffen, der Mitglieder der afrikanischen Diaspora eingeladen hatte. „Dieses Land ist euer Land, und jeder, der hierherkommen möchte, um wieder Fuß zu fassen und sich mit uns zu verbinden, ist willkommen“, sagte Akufo-Addo damals.

Ghana war ein wichtiger Umschlagplatz für Sklaventransporte, und der Präsident sagte, sein Land fühle sich verpflichtet, all jene willkommen zu heißen, die ihre Vorfahren nach Afrika zurückverfolgen könnten. Die Initiative zielte auch darauf ab, die ghanaische Wirtschaft, insbesondere den Tourismus, sowie das internationale Image des Landes anzukurbeln.