Proteste und Randale nach Zugsunglück in Griechenland

Als Reaktion auf das schwere Zugsunglück mit mindestens 57 Toten haben in Griechenland gestern erneut Tausende Menschen gegen Versäumnisse bei der Modernisierung des Schienennetzes protestiert. Nach Demonstrationen in der Früh in Athen kam es dort am Abend ebenso wie in Thessaloniki bei erneuten Protesten zu Zusammenstößen mit Sicherheitskräften. Im Zuge der Ermittlungen zu dem Unglück durchsuchte die Polizei den Bahnhof der Stadt Larisa.

In Athen kamen am Abend 3.000 Menschen im Stadtzentrum zusammen. Einige trugen ein Transparent mit der Aufschrift „Nieder mit der Regierung der Mörder“. Die Polizei ging mit Tränengas gegen eine Gruppe von Demonstranten vor, die die Polizisten zuvor mit Steinen beworfen hatte. Der Fernsehsender ERT zeigte Bilder von brennenden Mülltonnen.

Stiller Protest in Athen
Reuters/Alkis Konstantinidis

Bereits in der Früh hatten rund 5.000 Protestierende vor dem Parlament in Athen eine Schweigeminute abgehalten und waren dann zum Sitz des Eisenbahnunternehmens Hellenic Train weitergezogen.

System außer Betrieb

An den Demonstrationen nahmen überwiegend junge Menschen teil. Sie skandierten Parolen gegen Politiker, die verantwortlich für den maroden Zustand der griechischen Eisenbahnen sein sollen. Nach dem Unglück wurde festgestellt, dass das ETCS (European Train Control System) – das System, das den Zug stoppt, wenn Gefahr droht, und das somit auch vor menschlichem Versagen schützt – außer Betrieb ist.

In der Nacht auf den 1. März war ein Personenzug mit rund 350 Menschen an Bord nahe Larisa wegen einer falschen Weichenstellung auf ein Gleis geraten, auf dem ein Güterzug entgegenkam. Die meisten Opfer waren junge Menschen, hauptsächlich Studierende, die nach einem verlängerten Wochenende nach Thessaloniki im Norden Griechenlands fuhren. Der verantwortliche Bahnangestellte der Station von Larisa ist bereits wegen fahrlässiger Tötung angeklagt worden.