Teya und Salena
ORF/Roman Zach-Kiesling
„Who the hell is Edgar“

Song-Contest-Spaß mit Ghostwriter

„Who the hell is Edgar“: Die österreichischen Song-Contest-Kandidatinnen Teya & Salena treten im Mai mit einem schnellen Popsong in Liverpool an. Das junge Frauenduo hat die Uptempo-Nummer, die am Mittwoch im Ö3-Wecker präsentiert wurde, selbst geschrieben – auch wenn es darin um einen prominenten Ghostwriter geht. Auch die Beiträge der anderen Teilnehmerländer stehen mittlerweile großteils fest.

Die 22-jährige Wienerin Teya und die 24-jährige Steirerin Salena sind seit ihrer Teilnahme in der ORF-Castingshow „Starmania 21“ Freundinnen. Beide entdeckten ihre Leidenschaft für die Musik schon in der Kindheit und haben bereits einiges an Erfahrung im Musik- und Showgeschäft vorzuweisen.

Ihre gemeinsame Leidenschaft für das Songwriting wird nun auch in „Who the hell is Edgar?“ thematisiert: Der Text handelt davon, „wie es sich anfühlt, wenn ein guter Song entsteht“, beschreibt Salena. „Manchmal geht die Kreativität durch einen durch, so als wäre man von einem Geist besessen.“

„Poe, Poe, Poe, Poe, Poe, …“

In „Who the hell is Edgar“ mit dem leicht zu merkenden Refrain („Poe, poe, poe, …“) singen die Musikerinnen darüber, wie der Geist des US-Poeten Edgar Allan Poe Besitz von ihnen ergreift und sie so einen Hit schreiben. Es fühle sich oft so an, als müsse man sich immer wieder beweisen, um ernst genommen zu werden, so Teya. „Dadurch, dass wir Edgar Allan Poe als den tatsächlichen Schreiber des Songs darstellen, wollen wir Aufmerksamkeit auf diesen Teil des Musikbusiness leiten. Es ist Satire.“

Der Song gehe schnell ins Ohr und komme leicht daher, sagte ORF-Delegationsleiter Stefan Zechner bei der Präsentation am Dienstag. „Who the hell is Edgar“ habe aber „in der zweiten Ebene eine sehr schöne Message und damit auch eine gewisse Ernsthaftigkeit“. Es sei sehr schön, wenn jemand wie Teya & Salena das gesamte Event als „Once in a Lifetime“-Chance wahrnehme.

Act & Talk: Unser ESC-Song für Liverpool

Die Sängerinnen Teya und Salena präsentieren den Song, mit dem sie Österreich beim Eurovision Song Contest 2023 in Liverpool vertreten werden. „Who the hell is Edgar“ heißt das Lied.

In den einschlägigen Song-Contest-Blogs stieß der Song großteils auf Wohlwollen: Er sei „catchy“, witzig und hebe sich vor allem von vielen anderen heurigen Beiträgen ab. Vergleiche mit dem russischen Beitrag „Uno“ von Little Big wurden laut – der es 2020 wegen der Absage des Events aber nie auf die Bühne schaffte. Auch bei den Buchmachern gelang prompt ein Sprung nach vorne, Mittwochmittag rangierte Österreich auf Platz 13, was einen sicheren Einzug ins Finale vespricht.

Die Konkurrenz schläft nicht

In Liverpool treffen Teya & Salena auf die Kandidatinnen und Kandidaten aus 36 anderen Ländern. Sechs – Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien, Spanien und das Siegerland des Vorjahres, die Ukraine – sind bereits fix für das Finale qualifiziert, alle anderen singen in zwei Halbfinal-Shows um den Einzug ins große Finale am 13. Mai (jeweils live ab 21.00 Uhr in ORF 1).

Im Vorjahr setzte sich das ukrainische Kalush Orchestra mit dem Lied „Stefania“ im Mai beim Song Contest in Turin durch. Weil ein Ende des Krieges nicht absehbar ist, kann das Siegerland aber nicht wie üblich die Gastgeberrolle übernehmen, und der heurige Bewerb wird in Liverpool stattfinden.

Das Thema Ukraine-Krieg wird wohl auch heuer präsent bleiben. Obwohl das strenge Regelwerk der European Broadcasting Union (EBU) politische Botschaften strikt verbietet, plant Kroatien, einen Antikriegssong zum Bewerb zu schicken. Die kontroverse Rockband Let 3 singt im Song „Mama SC!“ über einen „kleinen bösen Psychopathen“ und soll eine Botschaft an diejenigen sein, „die denken, dass der Planet ihr Spielzeug ist und sie alle als Marionetten führen können“, so die Band.

Deutschland setzt auf Metalband Lord oft the Lost

Die deutsche Vorauswahlshow „Unser Lied für Liverpool“ entschied vergangene Woche die Hamburger Metalband Lord of the Lost. Der Siegertitel „Blood & Glitter“ ist eine klassische Rocknummer mit Metal-Einschlag und durchaus eingängigem Refrain – insgesamt weisen schon Bandname und Songtitel auf recht genretypische Merkmale hin. Ersten Trends bei den Buchmachern zufolge wäre es eine große Überraschung, wenn sich Deutschland damit aus der Niederlagenserie reißen könnte.

Metal, wenn auch aus der Progressive-Ecke, wird die Band Voyager aus dem australischen Perth nach Liverpool bringen. Ihre Nummer „Promise“ wartet mit Electro-Synthesizer-Elementen auf, die an die 1980er Jahre erinnern.

Loreen will Schweden wieder in Euphorie versetzen

Traditionell gute Chancen werden dafür heuer wieder Schweden eingerechnet, obwohl erst am Samstag im Finale des Melodifestivalen entschieden wird, wer nach Liverpool fahren darf. Hoch gehandelt wird jedenfalls Sängerin Loreen, die mit „Euphoria“ 2012 schon einmal den Song Contest gewinnen konnte. Ihr Siegertitel von damals wird in der internationalen Song-Contest-Fangemeinde bis heute gefeiert – heuer hofft sie mit einer für sie typisch expressiven Bühnenshow und dem Song „Tattoo“ auf eine Wiederholung.

Dänemark wird erstmals von einem Künstler von den Färöern vertreten. Der 20-jährige Reiley, der mit dem Popsong „Breaking My Heart“ antritt, ist aber nicht nur auf der 50.000-Einwohner-Inselgruppe bekannt, sondern hat mehr als zehn Millionen TikTok-Follower, viele davon aus Südkorea.

Chartstürmerinnen für Norwegen, Israel und Frankreich

Für einiges an internationaler Beachtung sorgte auch die norwegische Kandidatin Alessandra – ihr Song „Queen of Kings“ ging schon im Februar auf TikTok viral und setzte sich auch an die Spitze der Spotify Viral Charts.

Israel schickt heuer mit Noa Kirel und ihrem Song „Unicorn“ eine der national bekanntesten Popsängerinnen zum Song Contest. Sie wurde vom Sender Kan intern ausgewählt und ist vor allem auf YouTube auch über die Grenzen Israels hinaus bereits ein Star. Aus Frankreich kommt mit der 25-jährigen Sängerin La Zarra ebenfalls eine Chartstürmerin, ihr Song „Evidemment“ verbindet Chanson mit Uptempo-Beats.

Feminismus im Folklorekleid mit Rap-Mantel wird heuer aus Tschechien zu sehen sein: „My Sister’s Crown“ von der Band Vesna ist teilweise auf Englisch, teils auf Tschechisch gehalten. Blanca Paloma aus Spanien tritt ebenfalls mit „Eaea“ einem dramatischen Wiegenlied im Flamenco-Style an. Klassisch folkloristisch wird der albanische Beitrag „Duje“, den die 24-jährige Albina mit ihrer Familie (Albina & Familja Kelmendi) präsentieren wird.

Italien mit Wiederholungstäter Marco Mengoni

In Italien entschied sich der Song-Contest-Beitrag einmal mehr beim Sanremo-Festival, das Marco Mengoni mit „Due vite“ für sich entschied. Der Sänger dürfte Fans des Bewerbs bekannt vorkommen, er trat 2013 in Malmö mit „L’essenziale“ schon einmal an und landete damals auf dem siebenten Platz.

Einen der vielleicht buntesten Auftritte verspricht aktuell Belgien mit dem Boy-George-Verschnitt Gustaph, der den Vorentscheid im auffälligen lilafarbenen Outfit und dem Song „Because Of You“, einer Friedensmessage im 2000er-Stil, völlig überraschend für sich entscheiden konnte. Beim Bewerb in Liverpool stehen laut Wettquoten die Chancen weniger gut, anders als für einen anderen, ebenfalls schrägen Auftritt: Der finnische Rapper Käärijä rangiert bei den Buchmachern aktuell stabil unter den Top Drei – mit „Cha Cha Cha“, einer harten Rap-Nummer.

Tickets für die Shows in Liverpool

Der Weg nach Liverpool führt aber nicht zwangsweise über eines der nationalen Auswahlverfahren: Seit Dienstag können sich Song-Contest-Fans Tickets für die heurigen Shows in Liverpool kaufen. Karten kosten zwischen 30 und 380 Pfund (ca. 34 bis 428 Euro). Die britische Regierung kündigte an, dass Flüchtlingen aus der Ukraine, die in Großbritannien untergekommen sind, rund 3.000 subventionierte Tickets zu je 20 Pfund zur Verfügung stehen.

Kostenlos sind hingegen mehrere Veranstaltungen in Liverpool im Rahmen eines zwei Wochen dauernden Kulturfestivals. Dabei soll es auch Kooperationen britischer und ukrainischer Kunstschaffender geben. Die Liverpooler Bürgermeisterin Joanne Anderson kündigte an, die ukrainische Kultur solle beim Fest rund um den Song Contest im Vordergrund stehen: So gibt es eine „Blue And Yellow Submarine Parade“ genannte Unterwasserdisco mit Hunderten Teilnehmern – in Anlehnung an die ukrainischen Landesfarben und das Lied „Yellow Submarine“ der Liverpooler Band The Beatles.