BTS auf der Bühne
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Südkorea

Milliardenrennen um K-Pop-Monopol

Hinter der zuckrigen Fassade des K-Pop tobt derzeit ein Übernahmekampf zwischen Giganten des südkoreanischen Business: Der Tech-Konzern Kakao will größter Anteilseigner der K-Pop-Agentur SM Entertainment werden und legte dafür am Dienstag ein Angebot von knapp einer Milliarde US-Dollar. Damit sticht Kakao seinen Rivalen HYBE, die Agentur der koreanischen Megastars BTS, aus. Im Hintergrund mischt aber noch ein wichtiger Akteur mit: der „Pate des K-Pop“.

Popbeats, jugendliche Gesichter auf androgynen Körpern und ein mächtiges Label im Hintergrund: Für die globale K-Pop-Welle braucht es wenige Ingredienzen, die aber konsequent angewendet werden. In zahllosen Castings versuchen sich noch zahllosere südkoreanische Jugendliche, deren größter Traum es ist, K-Pop-Star zu werden.

In Ausbildungsverfahren nach Holzschnittmuster werden wenige Auserwählte dann zum Teenie-Traum umgemodelt. Das Produkt sind Bands wie BTS, NCT 127 und Girls’ Generation – Gruppen, die überall Geschrei auslösen wie einst die Beatles im Shea Stadium.

Um das Milliardengeschäft mit dem K-Pop ist in Südkorea zuletzt ein Übernahmekrimi entstanden. Der Internetriese Kakao, der die in Südkorea omnipräsente Social-Media-Platform Kakao Talk betreibt, legte am Dienstag ein Angebot in Höhe 150.000 Won (108 Euro) die Aktie, in Summe 902 Mio. Euro, für SM Entertainment. Kakao besitzt derzeit knapp fünf Prozent der SM-Anteile und arbeitet mit Nachdruck daran, ein Player in Südkoreas Unterhaltungsindustrie zu werden.

Machtstreben auf dem K-Pop-Olymp

Wenn das Übernahmeangebot durchgeht, würde das Unternehmen zum größten Anteilseigner mit 40 Prozent aufsteigen. Der Plan scheint aufzugehen: Die Führung des SM-Konzerns unterstützt das als „freundlich“ bezeichnete Übernahmeangebot, Kakao sei der „optimale strategische Kooperationspartner“.

Girls’ Generation auf der Bühne
Reuters/Heo Ran
Auch die Gruppe Girl’s Generation gehört dem SM-Imperium an

Schon länger in der Schlange stand jedoch HYBE, jener Entertainmentkonzern, der mit der Gruppe BTS den Siegeszug des K-Pop um die Welt eingeläutet hat. Noch ist HYBE nämlich der Hauptanteilseigner von SM – und das Unternehmen wollte diese Rolle noch ausbauen.

Ins Hintertreffen geraten

Vor wenigen Wochen kam ein Angebot zum Kauf von einem Viertel der Aktien, womit HYBE auch annähernd 40 Prozent erreicht hätte. Dieses Angebot war jedoch ausgeschlagen worden. Nicht nur sei das Angebot zu niedrig gewesen (86 Euro pro Aktie), SM hätte es auch als feindliche Übernahme angesehen.

„Im Gegensatz zu HYBE, das versucht, die Kontrolle über den Vorstand von SM durch eine feindliche Fusion und Übernahme zu übernehmen, respektiert Kakao die einzigartige Tradition und Identität von SM und wird den unabhängigen Betrieb des Unternehmens sowie die kontinuierlichen Aktivitäten der SM-Künstler sicherstellen“, hieß es in der Erklärung des SM-Konzerns.

Der „Pate“ im Hintergrund

Kompliziert wird das Rennen um die Vormachtstellung durch einen Mann, der im Hintergrund viele Fäden zieht: der Gründer von SM Entertainment, der Produzent Lee Soo Man, der als „Pate des K-Pop“ gilt. Lee hat sich entfremdet von der eigenen Firma, zuletzt bekämpfte er das heutige SM-Management vor Gericht in mehreren Causen.

Vor Gericht verhinderte er bereits einen früheren Anteilsverkauf an Kakao, zudem verkaufte er kürzlich die meisten seiner persönlichen Anteile für über 300 Mio. Euro ausgerechnet an HYBE.

Lee Soo-man
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Lee Soo Man gilt in Südkorea als der „Pate des K-Pop“

Kakao reagierte in der Folge mit dem Übernahmeangebot, das am 26. März endet. Durch die Position als größter Aktionär, so die Hoffnung, könne man Lee ausbooten. Man wolle „eine stabile Partnerschaft aufrechterhalten“, so Kakao gegenüber CNN. Für HYBE dürfte es nun sehr schwer werden, ein neues und besseres Angebot zu legen.