Iran: Erste Festnahmen nach Massenvergiftungen von Schülerinnen

Nach den rätselhaften Massenvergiftungen von Schülerinnen im Iran hat die Regierung in Teheran erste Festnahmen bekanntgegeben.

Auf der Grundlage von „Erkenntnissen der Geheimdienste“ habe es Festnahmen in fünf Provinzen gegeben, sagte der stellvertretende Innenminister Madschid Mirahmadi heute im Staatsfernsehen. Zur Identität der Festgenommenen, den Umständen ihrer Festnahme und ihrer mutmaßlichen Rolle bei den Vergiftungen machte er keine Angaben.

Seit drei Monaten werden im Iran immer wieder Massenvergiftungen an Mädchenschulen gemeldet. Die Behörden vermuten dahinter einen Versuch, Mädchen von der Schulbildung auszuschließen. Die Hintergründe sind bisher ungeklärt.

Lehrpersonal geht auf die Straßen

Unterdessen gingen im Iran Lehrerinnen und Lehrer in mehreren Städten angesichts der jüngsten Vergiftungswelle auf die Straßen. Videos in den sozialen Netzwerken zeigten Proteste in mehreren iranischen Provinzen.

Auf den Versammlungen warfen auch Angehörige den Behörden vor, nicht ausreichend gegen die Vergiftungen an den Mädchenschulen vorzugehen. Bilder und Videos zeigten Proteste unter anderem in den Millionenstädten Tabris und Maschhad, in Isfahan, Schiras, am Kaspischen Meer sowie in den Kurdenregionen.

„Korruption auf Erden“

Gestern hatte der oberste geistliche Führer des Iran, Ajatollah Ali Chamenei, mit Blick auf die Vergiftungen eine „strenge Strafe“ angeordnet. Ebenfalls gestern verkündete der iranische Justizchef Mohseni Edschei, im Zusammenhang mit den Vergiftungen verhaftete Menschen sollten vor Gericht wegen „Korruption auf Erden“ angeklagt werden, was die Todesstrafe nach sich ziehen würde.

Laut der reformorientierten Zeitung „Etemad“ mussten gestern erneut Dutzende Schülerinnen in der östlichen Stadt Kaschan ins Krankenhaus, nachdem sie „unangenehme Gerüche“ eingeatmet hatten. In der südwestlichen Provinz Chusestan waren am Sonntag mehr als 700 ähnliche Fälle gemeldet worden.

Laut einem parlamentarischen Untersuchungsausschuss zur Aufklärung der Vergiftungswelle wurden seit Ende November mehr als 5.000 Schülerinnen in 25 der 31 Provinzen des Landes Opfer von Vergiftungen.