Neue Ärztekritik an Plänen für Primärversorgungszentren

Die Ärztekammer spricht sich weiter gegen jene Regierungspläne aus, mit denen sie bei der Schaffung von Primärversorgungseinheiten (PVE) entmachtet werden könnte. Sie befürchtet, dass Kasse und Landesregierungen künftig unter diesem Titel Ambulatorien statt Gruppenordinationen schaffen könnten – für die dann kein Gesamtvertrag gilt.

Kammerjurist Johannes Zahrl plädierte hingegen dafür, die im Gesetz bereits vorgesehene Vernetzung bestehender Praxen stärker zu forcieren.

Vetomöglichkeiten: Kein Verständnis bei Kammer

Dass beim Thema Primärversorgung von Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne) immer wieder die Vetomöglichkeit der Ärztinnen und Ärzte beklagt wurde, verstehen weder Zahrl noch Edgar Wutscher, Niedergelassenen-Kurienobmann der Österreichischen Ärztekammer (ÖÄK).

Dieses bestehe lediglich darin, dass sich die Kammer gegen eine PVE ausspreche, wenn sich keine Ärztinnen oder Ärzte dafür finden ließen, unterstrich Zahrl. Ähnlich Wutscher: „Diese Wortmeldungen mit Veto und Macht und Zeug, das ist einfach bei den Haaren herbeigezogen, das stimmt nicht und das ist falsch.“

Sorge um Ordinationen in ländlichen Gebieten

Zahrl, er ist Kammeramtsdirektor der ÖÄK, betonte, dass die Ärztekammer die Idee der PVEs ausdrücklich unterstütze. Sie habe für alle Beteiligten unbestrittene Vorteile, sowohl für die Ärztinnen und Ärzte als auch die Patientinnen und Patienten.

Problematisch sei aber, dass solche Zentren vor allem auf dem Land dazu führten, dass andere Ordinationen nicht weiterbestehen könnten – und das verschlechtere die wohnortnahe Versorgung.

Grüne Kritik an Ärztekammer

Für den grünen Gesundheitssprecher Ralph Schallmeiner wurde mit der Pressekonferenz offensichtlich, dass es der ÖÄK wohl mehr um „das Beibehalten des Status quo“ und die Interessen einiger Medizinerinnen und Mediziner und weniger um die beste Versorgung der betroffenen Patientinnen und Patienten gehe.