Bankenaufsicht hat Russland-Engagements im Visier

Noch in Russland aktive europäische Geldhäuser sollten aus Sicht von EZB-Chefbankenaufseher Andrea Enria ihre dort bestehenden Engagements möglichst rasch herunterfahren. Für die Aufsicht sei wichtig, dass die Banken ihre Geschäfte in Russland genau überwachten und im Idealfall so weit wie möglich abbauen, sagte Enria in einem gestern auf der Internetseite der Bankenaufsicht veröffentlichten Interview mit der litauischen Zeitung „Verslo zinios“.

Zugleich kündigte Enria einen neuen Stresstest an, mit dem die Widerstandsfähigkeit der Institute gegenüber Cyberattacken geprüft werden soll. Ein Verkauf noch bestehender Russland-Geschäfte sei womöglich wegen bestehender Anforderungen nicht leicht, sagte Enria.

„Wir müssen verstehen, dass das Umfeld dort nicht einfach ist und dass es für Banken schwierig ist, von einem Tag auf den anderen dort auszusteigen“, sagte er. Es gebe lokale Anforderungen, die Genehmigungen erforderten, und es seien neue Regelungen in Kraft.

Enria hätte Rückzug „gerne schneller“

Aus seiner Sicht könnte der Rückzug aber rascher erfolgen: „Ich hätte es gerne schneller.“ Insgesamt sei das Engagement europäischer Banken in Russland mit 87 Milliarden Euro im dritten Quartal 2022 aber nicht sehr groß.