Nach Schiffsunglück: 40 NGOs klagen Italien

Nach dem Schiffsunglück in Süditalien mit mindestens 73 Todesopfern am 26. Februar haben mehr als 40 italienische und europäische Bürgervereinigungen und Hilfsorganisationen bei der Staatsanwaltschaft der Stadt Crotone eine Klage gegen die italienischen Behörden eingereicht. Der Verdacht lautet, dass die Küstenwache sich zu spät für die Rettung der Geflüchteten eingeschaltet habe.

Es bestehe begründeter Anlass zur Annahme, „dass der Schiffbruch vor der Küste Kalabriens angesichts der von der EU-Grenzschutzagentur Frontex gelieferten Informationen vorhersehbar war und hätte vermieden werden können, wenn die nationalen und internationalen Vorschriften zur Seenotrettung von den zuständigen Behörden rechtzeitig angewandt worden wären“, hieß es in der Klage, die mit Fotomaterial eingereicht wurde.

Meloni wies Verantwortung zurück

Die italienische Justiz untersucht derzeit, weshalb die Rettungsdienste so lange brauchten, um das aus der Türkei kommende Flüchtlingsboot mit etwa 200 Geflüchteten an Bord zu erreichen.

Das Boot war von einem Flugzeug der europäischen Grenzschutzagentur Frontex gesichtet worden. Zwei von italienischen Behörden entsandte Patrouillenboote mussten wegen des schlechten Wetters wieder umkehren. Italiens Ministerpräsidentin Giorgia Meloni hatte eine Verantwortung ihrer Regierung für das verheerende Bootsunglück bestritten.

Das überladene Boot zerschellte nicht weit von Crotone bei heftigem Seegang an einem Felsen. Der Bürgermeister von Crotone, Vincenzo Voce, übte in einem offenen Brief scharfe Kritik an Meloni. Sie hatte im Oktober die Amtsgeschäfte in Rom übernommen. Ihre weit rechts stehende Regierung hatte im Wahlkampf angekündigt, die Ankünfte von Geflüchteten in Italien zu stoppen.