„Le nozze di Figaro“: Gefeierte Premiere trotz kranker Susanna

Regisseur Barry Kosky hat mit der Inszenierung von Wolfgang Amadeus Mozarts „Le nozze di Figaro“ seinen Lorenzo-Da-Ponte-Zyklus in der Wiener Staatsoper fortgesetzt. Die Premiere am Wochenende wurde zum großen Erfolg – und das, obwohl die als Susanna besetzte Sopranistin Ying Fang nur wenige Stunden vor der Vorstellung einen Stimmbandblutung erlitt und nicht einen Ton singen konnte.

Szene aus Figaro
Michael Pöhn

Gerettet wurde der Abend schließlich von Einspringerin Maria Nazarova, die den musikalischen Part der Rolle bravourös aus dem Orchestergraben bestritt – während Fang die anspruchsvolle schauspielerische Arbeit inklusive stummer, lippensynchroner Mimik ablieferte.

Feinste Regiearbeit, großer Slapstick

Dass ein kurzfristiges Einspringen auf der Bühne in dieser Inszenierung schwierig wäre, zeigte sich schnell: Der dreieinhalbstündige Abend ist eine bis in den kleinsten Blick durchchoreografierte Arbeit, Slapstick-Abfolgen, Tür auf, Tür zu, Klappe rauf, Klappe runter: Was leicht wirkt, hinter dem verbirgt sich großes Regiehandwerk.

Szene aus Figaro
Michael Pöhn

Mit viel Gespür zeigt Kosky hier aber auch, dass Oper ganz ohne radikale Neudeutung frisch und modern sein kann. Das Bühnenbild von Rufus Didwiszus ist elegant und harmoniert stimmig mit den wunderschönen Kostümen von Victoria Behr: Barock, Rokoko und Gegenwart verschmelzen zu einem wunderbar ästhetischem Gesamtbild.

Überzeugende Besetzung

Das Gelingen der Inszenierung steht und fällt aber auch mit der Besetzung – der eben nicht nur musikalisch, sondern auch schauspielerisch viel abverlangt wird. Bei der Premiere wurde entsprechend geliefert – bis in die kleinen Rollen. Bassbariton Peter Kellner glänzte als Figaro mit großer Sicherheit in dieser Rolle, Andre Schuen konnte als Graf Almaviva überzeugen, Hanna-Elisabeth Müller als Gräfin. Patricia Nolz begeisterte als Cherubino.

Unter der Leitung von Musikdirektor Philippe Jordan lieferte das Staatsopernorchester das musikalische Spiegelbild zur Inszenierung – genauso pointiert, fein und witzig, mit Esprit und Eleganz. Arbeiten wie diese sind gerade für „Blockbuster“-Titel im Repertoire der Staatsoper ein Glücksfall für das Publikum – an zeitloser Eleganz gepaart mit gut gemachter Komik will man sich nie sattsehen.

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