Polizei in Moldawien deckt prorussisches Netzwerk auf

Im an die Ukraine angrenzenden Moldawien hat die Polizei nach eigenen Angaben ein von Russland gesteuertes Netzwerk enttarnt, das die Destabilisierung des Staats zum Ziel gehabt haben soll. Nach Razzien gestern Abend seien 25 Männer befragt und sieben festgenommen worden, erklärte Polizeichef Viorel Cernauteanu gestern.

Die Gruppe bestehe aus Menschen, die „aus Russland mit einer ganz bestimmten Aufgabe“ gekommen seien, sagte Cernauteanu. Einem Agenten sei es gelungen, verdeckt in dem Netzwerk zu ermitteln und zehn Stunden Ton- und Videoaufnahmen aufzunehmen. Die Behörden in Moldawien hätten gehandelt, nachdem sie über „destabilisierende Aktionen durch russische Geheimdienste“ informiert worden seien, die „mittels Demonstrationen“ auf dem Staatsgebiet organisiert werden sollten.

„Nieder mit der Diktatur“

In der Hauptstadt Chisinau fand heute ein weiterer Straßenprotest der Anhänger und Anhängerinnen der oppositionellen prorussischen Shor-Partei gegen die proeuropäischen Machthaber statt. Etwa tausend Demonstranten riefen „Nieder mit der Diktatur“ und forderten den umgehenden Rücktritt von Staatspräsidentin Maia Sandu sowie der neuen Regierung unter Premierminister Dorin Recean.

Demonstranten in Chisinau
Reuters/Vladislav Culiomza

Bombendrohungen in Chisinau

Zeitgleich gingen bei der moldawischen Polizei vier Bombendrohungen ein. Anvisiert worden war u. a. der Flughafen in Chisinau, der für mehrere Stunden evakuiert wurde, seinen Betrieb inzwischen jedoch wiederaufnahm. Auch diese Aktion gehe auf die Kappe besagter Agentengruppierung, sagte Cernauteanu.

Der Antiregierungsprotest fand in äußerst aufgeheizter Atmosphäre vor dem Parlamentssitz statt. Zeitweilig kam es zu Gerangel zwischen Demonstranten und Ordnungshütern; 54 Personen, darunter 21 Minderjährige, wurden von den Sicherheitskräften teils wegen auffälligen Verhaltens und teils wegen Hieb- oder Stichwaffenbesitzes abgeführt.

Im Vorfeld der gestrigen Demo hatten die Behörden drastische Sicherheitsmaßnahmen ergriffen, zumal der nationale Sicherheitssprecher des Weißen Hauses, John Kirby, erst am Freitag gewarnt hatte, dass russische Akteure, teilweise mit Verbindung zu russischen Geheimdiensten, bemüht seien, die Proteste anzuheizen, um einen Umsturz in Moldawien zu bewirken.