Iran: Sorge um ohne Kopftuch tanzende Frauen

Nach der Veröffentlichung eines Videos von ohne Kopftuch tanzenden jungen Frauen wächst im Iran die Sorge um die Protagonistinnen. Die Frauen seien festgenommen und zu einem Entschuldigungsvideo gezwungen worden, hieß es gestern auf Telegram- und Twitter-Konten, die das Video in der vergangenen Woche mit als Erste verbreitet hatten.

Zugleich tauchte in Onlinenetzwerken ein Video auf, in dem vier Frauen mit komplett bedecktem Kopf bedauern, in einem Video getanzt zu haben. Die Nachrichtenagentur AFP konnte nicht die Echtheit und die Begleitumstände für dieses Video prüfen.

Das Ursprungsvideo mit den tanzenden Frauen war in der vergangenen Woche in Onlinenetzwerken verbreitet worden und immer beliebter geworden. Die fünf Frauen tanzen darin in Teheran mit offenen Haaren zu dem Song „Calm Down“ des nigerianischen Sängers Rema. Dieser hatte das Video weiterverbreitet und dazu geschrieben: „Für all die wunderbaren Frauen, die sich für eine bessere Welt einsetzen. Ihr seid eine Quelle der Inspiration, ich singe mit euch und ich träume mit euch.“

Schwere Gewalt gegen neue Proteste

Im Iran fordern die Menschen – und vor allem viele Frauen – seit Monaten mehr Rechte. Bei jüngsten Protesten gingen die Sicherheitskräfte nach Angaben von Menschenrechtlern mit schwerer Gewalt gegen neue Proteste vor.

In der kurdisch-iranischen Stadt Saghes hätten Sicherheitskräfte das Feuer auf Demonstrierende eröffnet, berichtete die Menschenrechtsorganisation Hengaw gestern. Mehrere Menschen seien verletzt worden.

Videos in sozialen Netzwerken zeigten Demonstrationen auch in anderen kurdischen Städten im Iran. Auf den unverifizierten Aufnahmen waren Protestslogans wie „Tod dem Diktator!“ und „Frau, Leben, Freiheit“ zu hören. Anlässlich traditioneller Feiern rund eine Woche vor dem persischen Neujahr hatten Aktivistinnen und Aktivisten zu neuen Protesten aufgerufen. Nach den Protestaufrufen drohten führende Polizeikommandeure mit einem entschlossenen Vorgehen der Sicherheitskräfte.

Sechs Monate nach Beginn der jüngsten Protestwelle im Iran steht die politische und geistliche Führung des Landes unter erheblichem Druck. Die Aufstände im Herbst stürzten die Islamische Republik in eine der schwersten Krisen seit Jahrzehnten.

Auslöser war der Tod der iranischen Kurdin Mahsa Amini Mitte September. Sie starb im Polizeigewahrsam, nachdem sie wegen Verstoßes gegen die islamischen Kleidungsregeln festgenommen worden war.