Hunderttausende Lehrer und Ärzte streiken in GB

Mit flächendeckenden Streiks haben in Großbritannien Hunderttausende Lehrerinnen und Lehrer und Assistenzärzte und -ärztinnen heute für höhere Löhne gekämpft. Auch Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mehrerer Regierungsbehörden, Hochschuldozenten und Beschäftigte der Londoner U-Bahn beteiligten sich. Die BBC berichtete, dass mehr als 400.000 Beschäftigte des öffentlichen Dienstes mitmachen wollten.

Die britische Nachrichtenagentur PA sprach vom größten Ausstand seit Beginn der Streikwelle im Vorjahr. Auch mehrere BBC-Journalisten legten aus Protest gegen Einsparungen bei Lokalsendern die Arbeit nieder.

Nahe dem Parlament in London, wo Finanzminister Jeremy Hunt heute seinen Haushalt vorstellen wollte, waren Kundgebungen geplant. Der Streit zwischen Gewerkschaften und der konservativen Regierung scheint festgefahren. Mark Serwotka, der Chef der Gewerkschaft PCS, die Beschäftigte des öffentlichen Dienstes vertritt, warnte, die Streiks könnten bis Jahresende andauern.

Bildungsministerin enttäuscht

Er forderte eine faire Lohnerhöhung. „Die Regierung kann diese Streiks heute beenden, indem sie Geld für unsere Mitglieder auf den Tisch legt“, sagte PCS-Chef Serwotka. „40.000 Beschäftigte des öffentlichen Dienstes nutzen Lebensmitteltafeln und 45.000 beanspruchen Unterstützungsleistungen, weil sie so arm sind.“

Bildungsministerin Gillian Keegan zeigte sich enttäuscht. Zahlreiche junge Menschen würden wichtige Unterrichtsstunden verpassen, schrieb die konservative Politikerin in einem offenen Brief. Sie habe der Gewerkschaft Gespräche angeboten mit der einzigen Bedingung, dass die Streiks dafür ausgesetzt werden. „Doch scheint es nur um Streiks und unnötige Störungen zu gehen.“ Der Lehrerstreik findet nur in England statt, nachdem es in Wales und Schottland Fortschritte bei den Verhandlungen gegeben hatte.

Londoner U-Bahn lahmgelegt

Aufgrund eines Streiks der U-Bahn-Fahrer war auch der Nahverkehr in London weitgehend lahmgelegt. Wegen des Streiks – der erste seit acht Jahren – fuhr heute kein Zug der „Tube“. Die Verkehrsbehörde TFL warnte, andere Verkehrsmittel wie Busse, S-Bahn (Overground) und Straßenbahnen seien deutlich voller als sonst.

Überfüllte Londoner Bushaltestelle
IMAGO/I-Images/Martyn Wheatley

Die Gewerkschaft ASLEF betonte, es gehe ihren Mitgliedern nicht um mehr Geld. „Wir wollen nur, dass sich TFL dazu verpflichtet, mit uns über Änderungen zu verhandeln, anstatt zu versuchen, Änderungen durchzusetzen“, sagte ASLEF-Organisator Finn Brennan dem Radiosender LBC. „Wegen der Pandemie klafft ein riesiges Loch im TFL-Budget, und sie wollen dieses Loch füllen, indem sie Personal abbauen, die Arbeitsbedingungen beschneiden und die Pensionen entscheidend kürzen.“