Gemeindebau in Wien
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Hohe Betriebskosten

Mieten um sieben Prozent gestiegen

Wohnen ist im vierten Quartal 2022 erneut teurer geworden. Die durchschnittliche Miete (inklusive Betriebskosten) lag um sieben Prozent über dem Wert ein Jahr zuvor. Besonders die Betriebskosten stiegen wegen der hohen Inflation stark und legten über alle Mietsegmente hinweg um 6,2 Prozent zu, der laut Statistik Austria „höchste Vorjahresquartalsanstieg seit 2006“. In Kürze sollen die Richtwertmieten nochmals deutlich angehoben werden.

Unter die Betriebskosten fallen unter anderem Gebühren für Wasser, Kanal, Müllabfuhr sowie Gemeinschaftsumlagen für Lift, Grünanlagen, Gemeinschaftsräume und Beleuchtung. Im Schnitt lagen die Betriebskosten im vierten Quartal bei 154,8 Euro pro Wohnung. Das entspricht 2,4 Euro pro Quadratmeter.

Nach Mietsegmenten betrachtet war der Anstieg der Betriebskosten bei Gemeindewohnungen laut Statistik Austria höher als bei Genossenschaftswohnungen und Wohnungen mit privater Hauptmiete. Ein Grund dafür sei, dass in Gemeindewohnungen in der Regel höhere Kosten für Gemeinschaftsanlagen wie Innenhöfe zu Buche schlagen.

Wagen der Wiener Müllabfuhr
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Auch die Kosten für die Müllabfuhr sind gestiegen

Die Betriebskosten pro Quadratmeter beliefen sich im Gemeindebau im vierten Quartal auf 2,6 Euro. Das ist ein Plus von 8,2 Prozent zum Vorjahresquartal. Im Vergleich dazu lagen die Betriebskosten für Wohnungen mit privater Hauptmiete bei 2,4 Euro pro Quadratmeter (plus 6,5 Prozent), bei Genossenschaftswohnungen lagen sie bei 2,2 Euro (plus 5,1 Prozent). Der Betriebskostenanteil im Vergleich mit der Gesamtmiete lag im letzten Jahresviertel 2022 unverändert bei 29 Prozent.

Höhe der Miete von mehreren Faktoren abhängig

Die monatliche Durchschnittsmiete inklusive Betriebskosten lag im vierten Quartal rechnerisch bei 597,4 Euro pro Hauptmietwohnung. Allerdings hängt die tatsächliche Höhe der Mieten stark vom Mietsegment, der Mietdauer, der Wohnungsgröße und der Region ab, betont die Statistik Austria.

Das spiegelt sich im Bundesländervergleich auch deutlich wider. Laut einer aktuellen ImmoScout24-Analyse, die sich auf Daten aus den Jahren 2021 und 2022 stützt, werden etwa in Wien im Schnitt 16,4 Euro pro Quadratmeter verlangt – damit sind die Preise 2022 um 5,5 Prozent gestiegen. Ähnlich hoch fallen das Preisplus und die Quadratmeterpreise mit 16 Euro pro Quadratmeter in Tirol, Vorarlberg und Salzburg aus.

Eine durchschnittliche Mietwohnung mit 70 Quadratmetern kostet somit laut Immoscout24-Datenanalyse rund 1.000 Euro, in Wien, Tirol, Vorarlberg und Salzburg sind für die Durchschnittswohnung bis zu 1.150 Euro fällig. Im Burgenland müssen Mieterinnen und Mieter für 70 Quadratmeter durchschnittlich 700 Euro zahlen, in Kärnten, Nieder- und Oberösterreich sowie der Steiermark liegen die Mietpreise in dieser Größe bei bis zu 850 Euro.

Anstieg unter allgemeiner Teuerungsrate

Ohne Betriebskosten lag die Miete laut Statistik Austria im Schnitt bei 444,8 Euro bzw. 6,6 Euro pro Quadratmeter. Im Vergleich zum Vorquartal war das ein Plus von 1,4 Prozent, zum Vorjahresquartal lag der Zuwachs bei sieben Prozent. Die Mietkosten beziehen sich auf hochgerechnet 1,7 Millionen Hauptmietwohnungen in Österreich.

Im Gesamtjahr 2022 erhöhte sich die monatliche Durchschnittsmiete inklusive Betriebskosten um fünf Prozent – „damit lag der Anstieg unter der allgemeinen Teuerungsrate von 8,6 Prozent“, sagte Statistik-Austria-Generaldirektor Tobias Thomas.

Lift in einem Wohnhaus
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Besonders stark stiegen die Betriebskosten in Gemeindewohnungen

Rufe nach Mietpreisbremse

Die Arbeiterkammer (AK) forderte angesichts der steigenden Kosten einmal mehr rasch einen Deckel auf alle indexbasierten Mieten wie Kategorie-, Richtwert- und freie Mieten. Ob eine Mietpreisbremse wirklich kommt, ist aktuell noch offen – die Verhandlungen in der ÖVP-Grünen-Koalition laufen dazu. „Ich sehe durchaus Chancen, dass es noch zu einer Einigung kommt“, hatte sich Finanzminister Magnus Brunner (ÖVP) am Mittwoch nach dem Ministerrat optimistisch geäußert.

Klimaschutzministerin Leonore Gewessler (Grüne) mahnte zuletzt zur Eile. Bleibt die Regierung erfolglos, steht mit 1. April eine Anhebung der Richtwertmieten im Altbau um 8,6 Prozent an. In Summe geht es laut AK um rund 376.000 Richtwertmietwohnungen (davon etwa 273.000 in Wien). Dabei geht um Mietverträge in Altbauten, die nach 1994 abgeschlossen wurden. Weiters bestehen etwa 135.000 Kategoriemietverträge, das sind Altbaumieten von vor 1994.

Ein Knackpunkt in den Verhandlungen war bisher, dass die Volkspartei die Mietpreisbremse mit einem Freibetrag bei der Grunderwerbsteuer von 500.000 Euro kombinieren wollte, was den Grünen missfiel. Es sei der ÖVP eben wichtig, dass man auch Maßnahmen im Zusammenhang mit einer Sanierungsoffensive mit verhandle, zudem sei der Volkspartei das Eigentum ein Anliegen, so Brunner.

Badelt für neuen Indikator zur Wertsicherung

In der ORF-„Pressestunde“ sprach sich der Chef des Fiskalrates, Christoph Badelt, zuletzt überhaupt für einen anderen Indikator zur Wertsicherung der Mieten aus, die Orientierung am Verbraucherpreis sei nicht optimal. Orientiert sich der Anstieg der Mietpreise an der Inflationsrate, zahle der Mieter bzw. die Mieterin faktisch doppelt: wegen der hohen Treibstoffpreise erst an der Tankstelle und dann, weil dieselben Treibstoffpreise auch die generelle Teuerungsrate nach oben treiben, noch einmal beim Wohnen.

Man sollte sich überlegen, ob man die Mietpreise „nicht an einen neu zu konstruierenden, intelligenten Indikator“ koppeln wolle. Einen Mietpreisdeckel von zwei Prozent, wie er gefordert wird, halte er für sachlich nicht gerechtfertigt, so Badelt.