Felbermayr kritisiert Ausstieg aus russischem Gas bis 2027

Den geplanten EU-weiten Ausstieg aus russischem Gas sieht der Chef des Wirtschaftsforschungsinstituts (WIFO), Gabriel Felbermayr, kritisch. Das Herunterfahren auf null schaffe neue Abhängigkeiten, sagte er der dpa. „Ein gewisses gemischtes Portfolio sollte es in einer dann hoffentlich herrschenden Nachkriegswelt sein und nicht eines, das sich nur auf amerikanisches Flüssiggas kapriziert“, sagte Felbermayr.

Österreich setze offenkundig auf Zeit und mittelfristig auf ein Ende des Krieges. „Viele hoffen, dass 2027 der Ukraine-Krieg längst vorbei ist und dass man einen neuen Modus vivendi hat“, sagte Felbermayr. Der Forscher hält es für falsch, Österreich angesichts hoher Importanteile von russischem Gas eine Abhängigkeit zu unterstellen.

„Im Sommer 2022 hat das Land bewiesen, dass es seine Speicher ohne russisches Gas füllen kann“, so Felbermayr gegenüber der dpa.

Heimische Speicher bei knapp 70 Prozent

Im Jänner lag der Anteil russischen Gases beim Import nach Österreich bei knapp unter 50 Prozent. „Was wir alle nicht wollen, ist, dass der Kreml mit dem Gasverkauf hohe Devisen einnimmt“, sagte Felbermayr weiter. Deshalb sei er nach wie vor für einen Importzoll auf russisches Gas, der den Rohstoff bei Neuverträgen mit Moskau unattraktiver machen würde.

Nicht zuletzt angesichts der EU-weit sehr gut gefüllten Gasspeicher – in Österreich sind die Speicher etwas über 70 Prozent gefüllt, wie die Februar-Zahl zeigt – sieht Felbermayr kaum eine Gefahr für rasant steigende Gaspreise. Das Preisniveau liege nur noch bei etwa dem doppelten Wert wie vor dem Ukraine-Krieg. Er vermutet, dass sich der Preis bei diesem Wert einpendeln wird. „Viel weiter kann der Preis nicht mehr sinken, aber er wird auch keine ähnlichen Sprünge hinlegen wie 2022.“

47 Prozent russisches Gas im Jänner

Österreichs Anteil an russischem Erdgas lag im Jänner bei 47 Prozent. Das geht aus aktualisierten Zahlen des Energie-Dashboards des Klimaministeriums auf Energie.gv.at hervor. Das heißt, dass 53 Prozent aus anderen Quellen kamen. Von Mai bis Oktober 2022 war die Abhängigkeit schrittweise von über 70 auf knapp 20 Prozent gesunken.

Die Daten stammen vom Verband Europäischer Fernleitungsnetzbetreiber (ENTSO-G) und der österreichischen Energieregulierungsbehörde E-Control. Allerdings sind die angegebenen Anteile mit Vorsicht zu genießen. Die E-Control schätzt diese, indem sie Daten von den Gasübergabepunkten an den Grenzen mit Zahlen, welche die E-Control aus dem Marktmonitoring erhält, kombiniert.

Da die Teilnehmer auf dem Gasmarkt beim Monitoring aber nicht verpflichtet sind, die genaue Herkunftsquelle des Gases anzugeben, kann es zu Ungenauigkeiten kommen.