„Handmaid’s“: Dystopische Demonstrationen in Israel

Seit Wochen wird in Israel gegen die geplante Justizreform protestiert. Fixer Bestandteil vieler Demonstrationen sind Frauen in langen roten Mänteln und weißen Hauben, die mit gesenktem Kopf und gefalteten Händen auftreten. Sie gemahnen an Figuren aus der Serie „The Handmaid’s Tale“.

Frauen in „Handmaid’s Tale“-Kostümen demonstrieren in Jerusalem gegen die geplante Justizreform in Israel
Reuters/Ronen Zvulun

Die Serie basiert auf dem erstmals 1985 veröffentlichten Buch „Der Report der Magd“ von Margaret Atwood und ist eine dystopische Geschichte über eine frauenverachtende Diktatur. „Frauen werden die Ersten sein, die unter dem Justizumbau zu leiden haben“, sagte Moran Zer Katzenstein, Gründerin der Frauenrechtsorganisation Bonot Alternativa, die hinter dem „Handmaid’s“-Protest steht.

Bahnsteig in Rot getaucht

Im Vorfeld einer Demonstration fuhr eine Gruppe dieser „Mägde“ mit dem Zug von Tel Aviv nach Jerusalem und verwandelte die Waggons und den Bahnsteig in eine Szene, die aus der Serie stammen könnte. Ein anderes Mal formierten sie sich um einen zentralen Springbrunnen in Tel Aviv, teils blockieren sie auch – stets stillschweigend – Kreuzungen.

Frauen in „Handmaid’s Tale“-Kostümen demonstrieren in Tel Aviv gegen die geplante Justizreform in Israel
Reuters/Ilan Rosenberg

Ihr irritierender Auftritt soll den Gedanken verdeutlichen, dass sich Israel, das sich selbst als die einzige Demokratie im Nahen Osten darstellt, in eine erschreckende Dystopie verwandeln könnte, in der Frauen ihrer Rechte beraubt werden.

Nach Plänen der rechtsreligiösen Regierung von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu soll es dem Parlament künftig möglich sein, mit einfacher Mehrheit Entscheidungen des höchsten Gerichts aufzuheben. Außerdem sollen Politiker bei der Ernennung von Richtern mehr Einfluss erhalten. Das Gesetzesvorhaben könnte dem Regierungschef auch in einem schon länger gegen ihn laufenden Korruptionsprozess in die Hände spielen.