NEOS fordert bei Bildung Strategie nach nordischem Vorbild

NEOS hat heute einmal mehr Reformen im Bildungssystem gefordert. In Österreich werde seit Jahrzehnten ohne Strategie am Schulsystem „herumgedoktert“, kritisierte NEOS-Bildungssprecherin Martina Künsberg Sarre bei einer Pressekonferenz. „Aber solange wir nicht wissen, wo wir hinwollen, werden wir den Weg nicht finden.“

Als Vorbild sollen Finnland und Estland dienen, wo sie gerade mit Parteichefin Beate Meinl-Reisinger auf Fact-Finding-Mission war.

„Wir wollen an die Spitze kommen“, sagte Meinl-Reisinger. Das sei nicht nur mit Blick auf den zunehmenden Fachkräftemangel notwendig. Es brauche ein Schulsystem, in dem alle die besten Chancen haben und das die Kinder in die Lage versetze, mit den Herausforderungen der Zukunft zurechtzukommen.

Evidenz statt Ideologie

Ein Hebel sei dabei, statt auf Ideologie auf wissenschaftliche Evidenz zu setzen. In Estland gebe es etwa eine öffentlich einsehbare Bildungsdatenbank, die schnelles Reagieren auf Entwicklungen ermögliche, schilderte Clemens Ableidinger, Forscher am NEOS Lab.

Über regelmäßige Befragungen der Schüler kann auch etwa bei gehäuftem Mobbing schnell gegengesteuert werden. Kritik übte Meinl-Reisinger in diesem Zusammenhang an ÖVP-Bildungsminister Martin Polaschek. Von ihm habe sie das Wort Evidenz noch nie gehört, überhaupt sei dieser eine „Fehlbesetzung“.

Gesamtstrategie und Vertrauen

In Estland gebe es außerdem eine Gesamtstrategie für das Bildungssystem bis 2035. In Österreich verliere man sich hingegen oft in Details, die keinen großen Nutzen hätten. Auch echte Schulautonomie sei im Norden keine Utopie: 90 Prozent der Entscheidungen würden in Finnland am Standort getroffen, die Schulleitungen auch entsprechend darauf vorbereitet.

Bei all dem herrsche großes Vertrauen in Kinder, Lehrende und Schulleitung. Kontrolle durch Schulqualitätsmanager wie hierzulande gebe es keine. Oberstes Ziel der Schule sei es in Finnland und Estland, dass sich Schüler und Lehrer dort wohlfühlen. Dafür gebe es Aufenthaltsräume und ausreichend Unterstützung.

Auch Chancengerechtigkeit sei ein großes Thema, berichtete Meinl-Reisinger. In Finnland sei das Schulmaterial bis zum Bleistift kostenlos, und Schulausflüge fänden nur statt, wenn die Schule diese finanzieren kann. Auch in Sachen Digitalisierung sollen die beiden Länder als Vorbild dienen.