Das Gebäude der Federal Reserve in Washington
Reuters/Joshua Roberts
Mitten in Bankenkrise

Fed erhöht Leitzins erneut

Die US-Notenbank Fed lässt sich trotz der jüngsten Turbulenzen im Bankensektor nicht von ihrem Kampf gegen die hohe Inflation abbringen und erhöht erneut ihren Leitzins um 0,25 Prozentpunkte. Nun liegt dieser in der Spanne von 4,75 bis 5,0 Prozent, wie die Federal Reserve (Fed) am Mittwoch mitteilte. Die US-Notenbank warnte aber auch vor Auswirkungen der Bankenkrise auf die wirtschaftliche Lage.

Das US-Bankensystem betrachtet die Fed zwar als „gesund und widerstandsfähig“ – die jüngsten Entwicklungen dürften aber zu Einschränkungen bei der Kreditvergabe an Haushalte und Unternehmen führen und sich auf die wirtschaftliche Aktivität, die Einstellungen neuer Mitarbeiter und die Inflation auswirken. „Das Ausmaß dieser Auswirkungen ist unsicher.“

Im Kampf gegen die hohe Inflation hat die Fed den Leitzinssatz, der Anfang 2022 noch bei nahezu null gelegen war, bereits neunmal in Folge angehoben – allerdings setzt die US-Notenbank ihren moderaten Kurs fort. Sie musste bei ihrer Entscheidung abwägen zwischen der Beruhigung der Sorgen im Bankensektor und dem Kampf gegen die hohen Verbraucherpreise.

Fed erhöht Leitzins

Die US-Notenbank Fed hat trotz der jüngsten Turbulenzen im Bankensektor ihren Leitzins erneut um 0,25 Prozentpunkte erhöht. „Der Prozess der Rückführung der Inflation auf zwei Prozent ist ein langer Weg und wird wahrscheinlich holprig sein“, so Fed-Chef Jerome Powell bei der dazugehörigen Pressekonferenz.

Im vergangenen Jahr hatte die Fed mehrmals den Leitzins um beachtliche 0,75 Prozentpunkte angehoben, aber das Tempo zuletzt verlangsamt und im Februar ebenfalls auf einen kleinen Zinsschritt von 0,25 Prozentpunkten gesetzt. Jüngste Daten zeigen, dass die hohe Inflation in der größten Volkswirtschaft der Welt auf dem Rückzug ist.

Höhere Inflation und geringeres Wachstum

Fed-Chef Jerome Powell deutete zwar Anfang März an, dass wieder größere Sprünge möglich sein könnten, allerdings dürfte die Bankenkrise rund um die Silicon Valley Bank (SVP) ein Hemmnis für weitere deutliche Zinsanhebungen dargestellt haben. Denn die stark gestiegenen Zinsen gelten als ein Grund für die Probleme im amerikanischen Bankensektor.

Die US-Notenbank hat nun auch neue Schätzungen zur Teuerungsrate veröffentlicht. Sie rechnet im laufenden Jahr mit einer etwas höheren Inflationsrate als zuvor angenommen. Die Teuerungsrate soll durchschnittlich bei 3,3 Prozent liegen. Die von der Fed mittelfristig gewünschte Inflationsrate liegt bei zwei Prozent – davon sind auch die neuen Zahlen noch entfernt.

Die Fed sagt für dieses Jahr außerdem ein etwas geringeres Wirtschaftswachstum voraus als noch vor drei Monaten angenommen. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) der weltgrößten Volkswirtschaft werde 2023 voraussichtlich um 0,4 Prozent wachsen. Das wären 0,1 Prozentpunkte weniger als noch im Dezember prognostiziert.

Kampf gegen Bankenkrise – und Teuerung

Einige Experten hatten vor der Entscheidung angesichts der Probleme im Bankensektor sogar eine Pause bei den Zinserhöhungen nicht für ausgeschlossen gehalten. Diesen Schritt wollte Fed-Chef Powell nun offensichtlich doch nicht gehen – und so zeigt sich die Fed stattdessen entschlossen im Kampf gegen die hohen Verbraucherpreise. Die Entscheider der Fed rechnen zum Jahresende im Mittel mit einem Leitzins von 5,1 Prozent. Für 2024 werden im Mittel 4,3 Prozent erwartet.

Für die Fed ist die Zinspolitik ein Spagat: Sie muss zeigen, dass sie die Turbulenzen im Bankensektor ernst nimmt – aber gleichzeitig im Kampf gegen die hohen Verbraucherpreise nicht nachlässt. Zwar schwächt sich die hohe Inflation in den USA weiter ab. Im Februar stiegen die US-Verbraucherpreise im Vergleich zum Vorjahresmonat um 6,0 Prozent. Damit ist die Inflation aber immer noch zu hoch.

Christophe Kohl über die Fed-Entscheidung

Welche Auswirkungen die steigenden Zinsen auf die Inflation auf der einen Seite und auf die Banken auf der anderen Seite haben, erklärt Christophe Kohl (ORF).

Von Silicon Valley Bank bis Credit Suisse

Auslöser der Bankenkrise Anfang März war die Abwicklung des auf die Kryptobranche ausgerichteten US-Finanzkonzerns Silvergate Capital. Ein paar Tage später wurde das auf Start-up-Finanzierungen spezialisierte US-Geldhaus Silicon Valley Bank (SVB) unter die Kontrolle der US-Einlagensicherung FDIC gestellt und geschlossen. Weitere kleine Banken gerieten ins Straucheln. In Europa geriet die Schweizer Großbank Credit Suisse in die Krise. Das einstige Aushängeschild der Schweizer Bankenbranche wird nun vom Konkurrenten UBS geschluckt.

Jerome Powell, Präsident der Federal Reserve
AP/Jacquelyn Martin
Laut Powell wurde eine Zinserhöhungspause in Erwägung gezogen

Powell: Zinspause war Thema

Wegen der jüngsten Turbulenzen an den Finanzmärkten hatte die Fed eine mögliche Pause bei den Zinserhöhungen in Erwägung gezogen. „Wir haben das in den vergangenen Tagen erwogen“, gestand Powell im Anschluss an die Zinsentscheidung ein. Die Konjunkturdaten hätten Powell zufolge für Zinserhöhungen gesprochen, während der Bankenstress dem entgegengewirkt habe. Die Zinserhöhung sei jedoch breit unterstützt gewesen. Es gab auch keine Gegenstimme im geldpolitischen Ausschuss.

Allerdings machte Powell auch deutlich, dass die Auswirkungen der Turbulenzen im Bankensektor noch unklar seien. In der Stellungnahme der Notenbank zur Zinsentscheidung wurden weitere Zinserhöhungen nicht ausgeschlossen: „Der Ausschuss geht davon aus, dass eine gewisse zusätzliche Straffung der Geldpolitik angebracht sein könnte.“