Florida: Michelangelos David kostet Schuldirektorin Job

Die von Eltern eingebrachte Beschwerde über den im Kunstunterricht gezeigten David von Michelangelo Buonarroti (1475 – 1564) hat US-Medienberichten zufolge einer Direktorin im US-Bundesstaat Florida den Job gekostet. Nach Angaben der Lokalzeitung „Tallahassee Democrat“ habe der Vorwurf, dass es sich bei dem weltweit bekannten Meisterwerk um Pornografie handle, zu einer Dringlichkeitssitzung des Schulrates der Tallahassee Classical School und in Folge zur Rücktrittserklärung von Hope Carrasquilla geführt.

Michelangelo’s David
Reuters/Alessandro Bianchi

„Es macht mich traurig, dass meine Zeit hier auf diese Weise enden musste“, zitierte die Zeitung die erst vor rund einem Jahr als Direktorin angetretene Carrasquilla. Obwohl die Kunst der Renaissance zum Unterrichtsstoff der sechsten Klasse zählt, hatten sich den Angaben zufolge mehrere Eltern über den Stoff der Unterrichtsstunde, bei der neben Michelangelos David auch dessen „Erschaffung Adams“ gezeigt wurde, empört.

Der Vorsitzende der Schulbehörde, Barney Bishop, bestätigte, dass man Carrasquilla ein Ultimatum gestellt habe, laut Huffington Post habe es dieser aber auf Anraten des Anwalts der Schule abgelehnt, „den Grund dafür zu nennen“. Ein Zusammenhang mit dem Kunstunterricht erscheine für Carrasquilla aber naheliegend, auch wenn die Sache „ein wenig komplizierter“ sei.

Umstrittenes Gesetz vor Ausweitung

Konkret sei aufgrund „einer Reihe von Missverständnissen“ ein Brief nicht an die Eltern der Sechstklässler gegangen, der dem „üblichen Protokoll“ zufolge vorgesehen sei, wenn „solche klassischen Kunstwerke gezeigt werden“. In der Folge habe ihr Bishop einen Rücktritt nahegelegt, da sie sonst entlassen würde.

„Der Schritt kommt zu einem Zeitpunkt, an dem die Konservativen in Florida und anderswo darum kämpfen, ihren Einfluss auf die Grundschulbildung zu erhöhen“, erinnert dazu die Huffington Post.

Als Vorreiter gilt hier Floridas Gouverneur Ron DeSantis, der bereits 2020 mit dem als „Don’t Say Gay“-Gesetz bekanntgewordenen Parental Rights in Education Act für heftige Kontroversen sorgte. Während in Florida bis inklusive der dritten Grundschulklasse Gespräche über Geschlechtsidentität und sexuelle Orientierung seitdem faktisch tabu sind, stellte der auch als republikanischer Anwärter für das Weiße Haus gehandelte DeSantis zuletzt die Ausweitung dieser Vorgaben auf weitere Altersklassen in den Raum.