Teile von Twitters Quellcode geleakt

Teile des Quellcodes von Twitter sind infolge eines ungewöhnlich schwerwiegenden Datenlecks offen im Internet einsehbar gewesen. Der Kurznachrichtendienst verlangt nun Informationen zu dem oder den mutmaßlich Verantwortlichen hinter der Veröffentlichung, wie aus Gerichtsunterlagen vom Wochenende hervorgeht.

Ebenso forderte Twitter von der Programmiererplattform Github Daten zu allen Nutzerinnen und Nutzern an, die den Code dort gesehen oder heruntergeladen haben könnten.

Twitter leitete auch eine interne Untersuchung ein, wie die „New York Times“ in der Nacht unter Berufung auf ungenannte Quellen berichtete. Eine Sorge dabei sei, dass der Code möglicherweise noch unentdeckte Schwachstellen enthalte, die Angreifer finden und für den Abgriff von Daten oder Sabotage der Plattform ausnutzen könnten.

Möglicherweise monatelang zugänglich

Twitter-Manager hätten erst vor Kurzem von dem Leak erfahren, hieß es in der „New York Times“ weiter. Das würde bedeuten, dass der Code gut zwei Monate bei Github online gewesen sein könnte. Denn der Account, der Twitter zufolge die Daten veröffentlichte, hatte dort nach Daten der Plattform nur ein einziges Mal etwas hochgeladen – und zwar am 3. Jänner.

Das Ausmaß des Leaks ist unklar. Derart grundlegende Programmcodes gehören zu den bestgehüteten Geheimnissen einer Onlineplattform. Twitter machte Urheberrechte geltend, um die Entfernung der Daten aus dem Netz zu erreichen.

Rache für Entlassungen?

Bei Twitter werde vermutet, dass hinter dem Leak jemand stehe, der bis zum vergangenen Jahr bei Twitter gearbeitet habe, schrieb die „New York Times“. Der neue Twitter-Eigentümer Elon Musk hatte nach der rund 44 Milliarden Dollar schweren Übernahme von Twitter im Oktober die Hälfte der etwa 7.000 Beschäftigten entlassen.

Offenbar deutlicher Wertverlust

Musk bezifferte den aktuellen Wert des Unternehmens indes mit 20 Mrd. US-Dollar (rund 18,6 Mrd. Euro) – weniger als die Hälfte der 44 Mrd. Dollar, die er vor einem halben Jahr bei der Übernahme bezahlte.

In einer internen E-Mail, aus der US-Medien zitieren, beschreibt Musk den Wertverlust von Twitter und erklärt, der Kurznachrichtendienst habe derart große finanzielle Schwierigkeiten gehabt, dass er zeitweise vor dem Bankrott gestanden sei.

In der E-Mail ging es um ein neues Programm zur Vergütung von Mitarbeitenden über Aktien. Musk äußerte darin die Erwartung, dass das Unternehmen im zweiten Jahresquartal durch die Rückkehr von Werbekundschaft wieder in die Gewinnzone kommen könne.

Er sehe einen „klaren, aber schwierigen Weg“ vor Twitter, auf dem der Wert des Unternehmens auf „250 Milliarden Dollar“ steigen könne. In welchen Zeiträumen das geschehen könne, sagte Musk nicht.