F: Nationalversammlung stuft Holodomor als Völkermord ein

Nach mehreren europäischen Ländern und dem Europaparlament hat nun auch die französische Nationalversammlung die Hungersnot in der Ukraine in den 1930er Jahren mit Millionen Toten als Völkermord eingestuft. Die Abgeordneten nahmen gestern eine entsprechende Resolution mit 168 bei nur zwei Gegenstimmen an.

Der Holodomor (Mord durch Hunger) sei „die Geschichte einer organisierten Barbarei“ und „der Einsatz von Hunger als politische Waffe“, sagte die Abgeordnete Anne Genetet in einer leidenschaftlichen Rede. In Anwesenheit des ukrainischen Botschafters in Frankreich schloss sie mit den Worten: „Es lebe die freie Ukraine!“

Der Entwurf war von Mitgliedern von sieben der zehn Fraktionen der Versammlung unterzeichnet worden. Die Abgeordneten der linksradikalen Partei La France insoumise (LFI) nahmen nicht an der Abstimmung teil, die Vertreter der Kommunistischen Partei stimmten gegen die Resolution.

Die Nationalversammlung rief die Regierung auf, die Hungersnot ebenfalls als Völkermord anzuerkennen. Zudem solle sie „auf internationaler Ebene den freien Zugang zu den Archiven des Holodomor, insbesondere in der Russischen Föderation, fördern“.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj äußerte kurz nach der Abstimmung auf Twitter „Dankbarkeit gegenüber den Abgeordneten der Nationalversammlung für diese historische Entscheidung“.