ÖVP-FPÖ-Koalition in NÖ: Filmakademie beendet Kooperation

Fünfmal hat die festliche Verleihung des Österreichischen Filmpreises im niederösterreichischen Schloss Grafenegg stattgefunden, zuletzt im Juni 2022. Nächstes Jahr wäre es wieder so weit, doch die Akademie des Österreichischen Films hat sich anders entschieden: „Aufgrund der neuen Koalition zwischen ÖVP und FPÖ sehen wir uns nicht in der Situation, mit dieser Regierung kooperieren zu können“, so Katharina Albrecht-Stadler, Geschäftsführerin der Akademie, gegenüber ORF.at.

Geschäftsführerin der Akademie des österreichischen Films, Katharina Albrecht-Stadler
IMAGO/Kurt Piles

Es ist eine Entscheidung, die vom gesamten Vorstand aus insgesamt 16 Filmschaffenden, darunter Michael Kreihsl, Evi Romen, Severin Fiala, Claudia Wohlgenannt und das Präsidentenduo Verena Altenberger und Arash T. Riahi, einstimmig getroffen wurde.

„Es ist ja keine künstlerische Kooperation, sondern eine Gala und eine Preisverleihung. Und die Bühne dieser Gala wollen wir der FPÖ nicht bieten.“ Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) und die Kulturabteilung wurden im Vorfeld informiert, am Donnerstagabend ging die Information an alle Mitglieder der Akademie.

„Schritt war schnell klar“

In diesem Jahr wird die Preisverleihung turnusmäßig im Globe Wien stattfinden. Wie es 2024 weitergeht, soll bei der Pressekonferenz am 20. April bekanntgegeben werden, bei der auch die Nominierungen verkündet werden.

Bisher bekam die Filmakademie 71.000 Euro Jahresförderung aus Niederösterreich, damit wurden im Bundesland das ganze Jahr über unterschiedliche Aktivitäten finanziert, außerdem wurde bei der Gala in Grafenegg das Catering von der Landeshauptfrau gesponsert.

Auf diese Jahresförderung verzichten die Filmschaffenden nun, „weil die FPÖ in unserer Wahrnehmung rassistisch, antidemokratisch und fremdenfeindlich agiert und die Gesellschaft spaltet. Damit ist sie für uns kein valider Kooperationspartner“, so Albrecht-Stadler. „Wir haben lange hin und her überlegt, aber dass wir den Schritt gehen, war relativ schnell nach der Koalitionsentscheidung klar.“

Keine Gegenstimmen, aber Besorgnis

Es habe keine Gegenstimmen gegeben, lediglich die Sorge, dass das Scheinwerferlicht damit der FPÖ überlassen werde. „Kulturveranstaltungen und Festivals müssen unbedingt weiter stattfinden, keine Frage. Aber wir mit unserer Gala und dem roten Teppich wollen keine Bühne für diese Politik bieten“, so Albrecht-Stadler.

Manche Mitglieder hätten sogar ihr Austreten aus der Akademie in Aussicht gestellt, wenn es keine klare Position der Akademie gegen die schwarz-blaue Koalition in Niederösterreich gebe.

Die Entscheidung ist ein Präzedenzfall: Zwar gab es Proteste von Kulturschaffenden gegen die Koalition, doch die Akademie ist die erste Institution, die sich tatsächlich aus Niederösterreich zurückzieht und auf Förderungen verzichtet. Das fällt allerdings der Akademie leichter als vielen anderen Einrichtungen, weil sie nicht in Niederösterreich angesiedelt ist.

„Es tut uns weh. Das sind doch mehr als zehn Prozent unseres Jahresbudgets. Aber wir können nicht das Geld nehmen und danach kritisieren“, so Albrecht-Stadler. Reaktionen vonseiten der niederösterreichischen Landesregierung gab es noch nicht.