Familie von in Jerusalem Getötetem widerspricht Polizei

Nach dem Tod eines israelischen Arabers in Jerusalem durch Schüsse der israelischen Polizei hat die Familie des Toten die Angaben zum Hergang infrage gestellt. Die Angehörigen forderten, Aufnahmen von Überwachungskameras zu sehen – die Polizei erklärte, von dem Vorfall in der Nacht auf heute gebe es keine Videos.

Dachverband für arabische Bevölkerung kündigt Generalstreik an

Die Dachorganisation für die arabische Minderheit in Israel kündigte für morgen einen „Generalstreik und Tag der Trauer“ angesichts dieser „Hinrichtung“ an.

Nach Darstellung der Polizei hatten Beamte den 26-jährigen Medizinstudenten aus der beduinischen Ortschaft Hura im Süden Israels nahe dem Kettentor, einem der Zugangstore zum Tempelberg, angehalten und befragt. Dabei habe der „Terrorist“ einen Polizisten angegriffen, dessen Waffe entwendet und damit einen Schuss abgefeuert. Die Beamten kämpften den Angaben zufolge mit dem Mann und erschossen ihn dabei.

Die im israelischen Parlament vertretene islamisch-konservative Raam-Partei wies die Darstellung zurück. Auf Facebook schrieb die Partei, dass Augenzeugen davon gesprochen hätten, dass der Getötete einer Frau bei einem Handgemenge mit der Polizei zur Hilfe gekommen sei. Raam-Chef Mansour Abbas zweifelte an, dass es keine Videoaufnahmen von dem Vorfall gebe. „Dies ist ein Vertuschungsversuch, um die Wahrheit zu verbergen“, teilte er via Twitter mit und forderte eine Untersuchung.

Polizei: Keine Frau beteiligt

Die Polizei blieb bei ihrer Darstellung und erklärte heute Nachmittag, der Angriff sei nicht von Kameras aufgezeichnet worden. Auch wies sie zurück, dass eine Frau beteiligt gewesen sei, und veröffentlichte unter anderem ein Video, das den Getöteten alleine nahe dem Tempelberg zeigen soll.

Bis zu dem Vorfall war der zweite Freitag des muslimischen Fastenmonats Ramadan auf dem Tempelberg ruhig verlaufen. 250.000 Menschen beteten an der drittheiligsten Stätte des Islam, wie die jordanische Stiftung erklärte, die das Moscheegelände im Ostteil der Stadt verwaltet. Die israelische Polizei, die die Eingänge zu dem Gelände bewacht, sprach von mehr als 100.000 Gläubigen.