Sakamoto hat jahrelang eine Vielzahl an Künstlerinnen und Künstlern stark inspiriert: angefangen mit seiner Arbeit in den 70er und 80er Jahren als Bandleader des Yellow Magic Orchestra, das einst mit der Band Kraftwerk zu den „Kings of Techno“ gezählt wurde, bis hin zu seinen zutiefst emotionalen, Grammy- und Oscar-prämierten Filmmusiken sowie seinen zahlreichen elektronischen Soloexperimenten.
Zusammenarbeit mit vielen anderen großen Künstlern
Ob Pop, Rock, Ambient, Techno oder Jazz, ob afrikanische Trommelrhythmen, asiatische Volkslieder oder Melodien deutscher Klassiker – der Musiker zeigte in seinen Werken, mit denen er über Jahrzehnte hinweg Musikgeschichte schrieb, immer wieder neue künstlerische Facetten auf.
Im Laufe seiner langen Karriere arbeitete Sakamoto dabei mit vielen bedeutenden Künstlern zusammen, darunter Brian Eno, Iggy Pop oder David Sylvian sowie David Byrne. Mit letzterem nahm er den Soundtrack zu Bernardo Bertoluccis „Der letzte Kaiser“ auf, für den beide 1988 den Oscar erhielten.
Hauptrolle und Musik in „Merry Christmas, Mr. Lawrence“
„Ich erinnere mich lebhaft an das emotionale Erlebnis, das ich hatte, als ich Ryuichi Sakamoto zum ersten Mal hörte“, erzählte in einem Interview Alejandro Gonzalez Inarritu, gefeierter Regisseur des Films „The Revenant – Der Rückkehrer“ mit Leonardo DiCaprio, für den Sakamoto die Filmmusik komponierte. In „Merry Christmas, Mr. Lawrence“, für den er ebenfalls die Filmmusik komponierte, spielte er an der Seite von David Bowie auch in einer Hauptrolle.
Zu Weltruhm gelangte Sakamoto, als er sich Ende der 70er dem Yellow Magic Orchestra anschloss. „Stürmische Jahre“ seien es gewesen, erinnerte sich Sakamoto später. „Doch Pop und Rock allein sind auf die Dauer nur etwas für Leute, die musikalisch wenig Bildung haben und nichts Neues lernen wollen“, erzählte er als 50-Jähriger.
Bemerkenswert vielseitiges Werk
Doch dazu gehörte Sakamoto, der am 17. Jänner 1952 in der Nähe von Tokio als Sohn eines Verlagsleiters und einer Hutdesignerin geboren wurde, nicht. Das Klavierspielen hatte er schon als kleiner Bub gelernt. In der japanischen Hauptstadt studierte er Komposition. Sein erstes Album „Thousand Knives“, eine Mischung aus Electropop, Jazz und experimenteller Musik, erschien, als er 26 war.
Ausgiebig experimentierte Sakamoto, der schon in der Schulzeit in Jazzbands spielte, mit elektronischen Klangerzeugern und erforschte die musikalischen Traditionen und Eigenheiten anderer Länder. An seiner Wissbegierde und Experimentierfreude liegt es, dass so gut wie jede seiner Platten anders klingt als die früheren. Zudem schrieb der Japaner für zahlreiche Filme die Musik, darunter auch Volker Schlöndorffs „Die Geschichte der Dienerin“.
In Anti-Atomkraft-Bewegung engagiert
Zu seinen Überzeugungen gehörte es, dass Völker über den Austausch ihrer Musik zu einem besseren Verständnis finden können. Mit seinem Interesse an Umwelt- und Friedensfragen engagierte er sich zugleich in der Anti-Atomkraft-Bewegung. So rief er nach der Atomkatastrophe in Fukushima 2011 in Folge eines Erdbebens und Tsunamis sein Land zum Atomausstieg auf – wie sich zeigte, vergeblich.
2014 wurde bei Sakamoto Rachenkrebs diagnostiziert. Nachdem der Krebs zwischenzeitlich zunächst besiegt schien, stellten seine Ärzte 2021 bei ihm Enddarmkrebs fest. Sakamoto musste sich Operationen unterziehen, um den Krebs zu entfernen, der sich auf beide Lungenflügel ausgebreitet hatte, wie er im japanischen Literaturmagazin „Shincho“ bekannt machte.
Letztes Album in Vorjahr erschienen
Dem Artikel folgte eine Essay-Reihe unter dem Titel „Wie oft werde ich den Vollmond noch sehen?“ über seine musikalische Karriere und seine Ansichten zum Leben. Zum Auftakt sagte er: „Da ich es im Leben so weit gebracht habe, hoffe ich, dass ich bis zu meinem letzten Moment Musik machen kann, wie Bach und Debussy, die ich verehre.“ Im März 2021 erschien noch sein experimentelles Soloalbum „12“ – zu diesem Zeitpunkt musste sich Sakamoto einer Krebsbehandlung unterziehen.