Polizeieinsatz in Sankt Petersburg
Reuters/Anton Vaganov
St. Petersburg

Bekannter Militärblogger stirbt bei Explosion

Einer der bekanntesten russischen Militärblogger ist am Sonntag laut Regierungsangaben bei einer Explosion in einem Cafe in der Metropole St. Petersburg getötet worden. Bei dem Opfer handle es sich um den Blogger und russischen Propagandisten Wladlen Tatarski. Bei der Explosion seien zudem mehrere Menschen verletzt worden. Die Hintergründe sind noch unklar. Behördenangaben zufolge ist eine Tatverdächtige in Haft.

Die russische Nachrichtenagentur TASS zitierte eine Quelle aus den Strafverfolgungsbehörden, nach deren Angaben die Explosion durch einen Sprengsatz ausgelöst wurde. Dieser habe sich in einer Figur befunden, die dem Militärblogger in dem Lokal als Geschenk überreicht worden sei.

Die Zahl der Verletzten ist einem Medienbericht vom Montag zufolge auf 32 gestiegen. Zehn von ihnen befänden sich in ernstem Zustand, meldete die staatliche russische Nachrichtenagentur RIA am Montag unter Berufung auf das Gesundheitsministerium.

Tatarski sei auf der Stelle tot gewesen. Der 40-jährige Blogger, mit bürgerlichem Namen Maxim Fomin, stammte aus der Region Donezk in der Ostukraine, die Russland als annektiert bezeichnet. Mehr als eine halbe Million Menschen haben seinen Kanal im Onlinedienst Telegram abonniert. Er galt als vehementer Befürworter des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine und war bekannt für seine ungestümen Äußerungen und seine Kriegsrhetorik.

Wladen Tatarski, einer der bekanntesten russischen Militärblogger und Propagandisten, ist bei einer Explosion in einem Cafe in St. Petersburg getötet worden. Mehrere Menschen wurden zudem verletzt. Das Lokal soll laut Medienberichten Jewgeni Prigoschin, dem Chef der Söldnertruppe Wagner, gehören. Die Hintergründe sind noch unklar.

Festnahme gemeldet

Die Explosion ereignete sich Medienberichten zufolge im „Street Food Bar No. 1“, einem Lokal im Stadtzentrum der russischen Metropole. Das Geschenk – Augenzeugen berichteten von einer vergoldeten Büste des Bloggers – sei Tatarski von einer jungen Frau überreicht worden, schrieben örtliche Medien. Sie habe sich anschließend in eine der hinteren Zuschauerreihen gesetzt, sei aber nach der Explosion verschwunden.

Eine Frau namens Darja Trepowa sei festgenommen worden, teilte das staatliche Ermittlungskomitee am Montag mit, das Befugnisse einer Staatsanwaltschaft hat. Die Behörden hatten zuvor Mordermittlungen aufgenommen.

Lokal soll Prigoschin gehören

Das Lokal soll laut Medienberichten Jewgeni Prigoschin, dem Chef der Söldnertruppe Wagner, gehören. Eine Gruppe namens Cyber Front Z, die sich selbst als „Russlands Informationssoldaten“ bezeichnet, erklärte, das Lokal für den Abend gemietet zu haben. „Wir haben Sicherheitsmaßnahmen ergriffen, aber sie waren leider unzureichend“, schrieb die Gruppe auf Telegram. Sie sprach von einem „Terroranschlag“.

Polizeieinsatz in Sankt Petersburg
Reuters/Anton Vaganov

Tatarski hatte ab 2014 zunächst als Aufständischer für die Unabhängigkeit des russisch kontrollierten Donbas gekämpft, ehe er sich seiner Tätigkeit als politischer Blogger zuwandte. Er verbreitete in seinem Blog Videos vom Frontgeschehen in der Ukraine und gab zuletzt jungen russischen Soldaten Tipps, wie sie sich in den vordersten Linien verhalten sollten.

Blogger wie Tatarski seien „Verteidiger der Wahrheit“, so die Sprecherin des russischen Außenministeriums, Maria Sacharowa, via Telegram. Ein führender russischer Vertreter zeigte mit dem Finger auf die Ukraine als mögliche Urheberin der Tat. Er legte jedoch keine Beweise dafür vor. Ein ukrainischer Präsidentenberater sagte indes, dass „inländischer Terrorismus“ in Russland ausgebrochen sei.

Dugins Tochter bei Autoexplosion getötet

Im August war bei einer Autobombenexplosion in Moskau die Tochter des radikalen Ideologen Alexander Dugin gestorben. Die 29-jährige Darja Dugina war Philosophin und Publizistin. Sie war eine Unterstützerin des Angriffskrieges auf die Ukraine. Dugin wird von einigen Beobachtern als einflussreicher Kopf hinter der Politik des russischen Präsidenten Wladimir Putin angesehen. Das russische Außenministerium nannte die Ukraine als mögliche Drahtzieherin der Explosion.