Der vom proserbischen Lager unterstützte Ökonom Jakov Milatovic hat nach ersten Prognosen die Präsidentenwahl in Montenegro gewonnen. Nach Angaben des Wahlforschungsinstituts Cemi, die auf einem Auszählungsstand von 62,7 Prozent der abgegebenen Stimmen beruhten, vereinigte er in der Stichwahl heute 60,1 Prozent der Stimmen auf sich. Der prowestliche Amtsinhaber Milo Djukanovic kam den Angaben zufolge auf 39,9 Prozent der Stimmen.
Djukanovic bestimmt seit Jahrzehnten Politik des Landes
Mit der Niederlage bei der Präsidentenwahl verliert Djukanovic, der mehr als drei Jahrzehnte die Politik des Landes bestimmt hatte, die letzte Machtposition. Bereits vor mehr als zwei Jahren war die Präsidentenpartei DPS bei der Parlamentswahl einer Koalition aus proserbischen und Reformparteien unterlegen.
Milatovic steht der aus Belgrad gelenkten serbisch-orthodoxen Kirche nahe. Er war Wirtschaftsminister in der kurzlebigen proserbischen Regierung, die von Dezember 2020 bis April 2021 amtiert hatte. Nach dem Ende dieses Kabinetts gründete er zusammen mit anderen die neue Partei „Europa jetzt!“. Diese bekennt sich zum angestrebten EU-Beitritt des Landes, steht aber zugleich auch für dessen enge Anbindung an Serbien.
Djukanovic hatte die frühere jugoslawische Teilrepublik 2006 in die Unabhängigkeit, 2017 in die NATO geführt. Zugleich war seine Herrschaft immer wieder auch von Korruption und Vetternwirtschaft überschattet.