Eine Technikerin bedient die Konsole einer Maschine
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Arbeitsmarkt

Entspannung, aber auch Handlungsbedarf

Mit der im März auf 6,2 Prozent gesunkenen Arbeitslosenquote hat sich die Lage auf dem heimischen Arbeitsmarkt weiter entspannt. Zuletzt habe es 2008 eine niedrigere Arbeitslosenquote gegeben, so Arbeitsminister Martin Kocher (ÖVP), dem zufolge sich der heimische Arbeitsmarkt somit auch „im langjährigen Vergleich sehr positiv entwickelt hat“. Handlungsbedarf ist sowohl aus Sicht der Arbeitnehmer- wie auch der Arbeitgeberseite aber weiter gegeben.

Laut den am Montag bekanntgegebenen Daten des Arbeitsmarktservice (AMS) waren Ende des Monats 333.954 Personen arbeitslos oder befanden sich in Schulung, das sind um 1.933 Personen bzw. 0,6 Prozent weniger als im Vorjahr. Die Arbeitslosenquote lag nach nationaler Berechnung somit bei 6,2 Prozent und damit um 0,2 Prozentpunkte niedriger als im März 2022.

„Obwohl die Wirtschaftsrallye offensichtlich vorbei ist, kann das AMS noch einmal – und damit zum 25. Mal in Folge – eine sinkende Arbeitslosigkeit verkünden“, kommentierte AMS-Chef Johannes Kopf die Entwicklung. Etwa die Hälfte der Bundesländer und die Jugend weise aber bereits steigende Arbeitslosenzahlen auf. In den kommenden Monaten sei daher mit einer Eintrübung zu rechnen, erwartet Kopf.

Arbeitslosigkeit im März gesunken

Rund 334.000 Menschen sind in Österreich beim AMS gemeldet oder in einer Schulung. Das sind um etwa 2.000 weniger als noch vor einem Jahr.

So stieg die Jugendarbeitslosigkeit gegenüber dem Vorjahr um 4,9 Prozent, wogegen die Entwicklung bei älteren Personen (ab 50 Jahren) mit minus 6,1 Prozent weiter positiv ist. Einen Anstieg gab es wie schon im Februar bei den Männern (plus 1,5 Prozent), während bei Frauen mit minus drei Prozent ein erneuter Rückgang verzeichnet wurde. Mit Blick auf die Männerarbeitslosigkeit verwies Kopf auf eine sinkende Beschäftigung am Bau, die der Hauptgrund für die erhöhte Arbeitslosenzahl sei.

„Trotz abflachender Konjunktur in guter Verfassung“

„Vor dem Hintergrund, dass sich die Wirtschaft vor einem Jahr im Aufschwung nach den coronabedingten Einschränkungen befunden hat, ist die aktuelle Arbeitsmarktlage positiv“, heißt es in einer Aussendung von Arbeitsminister Kocher. Die aktuelle Situation zeuge davon, dass sich der Arbeitsmarkt trotz abflachender Konjunktur weiter in einer sehr guten Verfassung befinde.

Als besonders positive Entwicklung hob Kocher die Personengruppe der über 50-Jährigen hervor, wo man „sowohl bei der Beschäftigung als auch beim Rückgang der Arbeitslosigkeit besonders positive Veränderungen“ sehe. Aber auch die Lehrlingszahlen haben sich im März „gut entwickelt“, so Kocher mit Verweis auf die hier seit März 2022 um 5,7 Prozent gestiegenen Zahlen.

„Viele offene Stellen, viele, die Arbeit suchen“

Die Arbeiterkammer (AK), der Österreichische Gewerkschaftsbund (ÖGB) und die Industriellenvereinigung (IV) nahmen die aktuellen Zahlen hingegen zum Anlass, weitere Maßnahmen für den Arbeitsmarkt zu fordern. „Es gibt zwar nach wie vor viele offene Stellen, aber auch viele Menschen, die Arbeit suchen“, so AK-Chefin Renate Anderl, die per Aussendung etwa unter anderem auf Handlungsbedarf beim Ausbau der Kinderbetreuung, aber auch beim öffentlichen Verkehr ortete, damit eine Arbeitsstelle auch gut erreichbar sei.

Es gehe aber auch um faire Arbeitsbedingungen. „Speziell Ältere, Menschen mit gesundheitlichen Problemen oder Menschen, die bereits länger arbeitslos sind“, haben es laut Anderl nach wie vor sehr schwer. „Sie werden in den seltensten Fällen überhaupt zu einem Bewerbungsgespräch eingeladen. Ebenso ergeht es Jugendlichen bei der Suche nach einer Lehrstelle, wenn sie kein sehr gutes Zeugnis haben oder aus der ‚falschen‘ Schule kommen“.

Grafik zeigt Daten zur Arbeitslosigkeit in Österreich
Grafik: APA/ORF.at; Quelle: AMS

ÖGB fordert „durchdachte“ Programme

Laut Ingrid Reischl vom ÖGB ist der weitere Rückgang der Arbeitslosenzahlen ohne Frage „ein gutes Zeichen“, das „bedeutet aber mitnichten, dass sich die Wirtschaft auf ihren Lorbeeren ausruhen sollte“. Reischl verweist per Aussendung etwa auf großen Bedarf an Fachkräften, der „uns vor enorme Herausforderungen stellt“.

Es sei „unbedingt erforderlich, dass wir Maßnahmen ergreifen, um Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer gezielt auf offene Stellen zu vermitteln. Dazu gehören gut durchdachte und zielgerichtete Qualifikations-, Aus- und Weiterbildungsprogramme, die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer für zukunftsträchtige Branchen fit machen“, wie Reischl anführt.

In zehn Jahren vervierfacht

„Es gilt, jetzt Anreize zu setzen, um Menschen in Beschäftigung zu bringen und Leistung zu fördern. Es müssen alle Potenziale gehoben werden, um wettbewerbsfähig zu bleiben“, heißt es anlässlich der am Montag veröffentlichten AMS-Zahlen schließlich in einer Aussendung vom Generalsekretär der Industriellenvereinigung (IV), Christoph Neumayer.

Dessen Angaben zufolge haben sich die beim AMS gemeldeten offenen Stellen „auf einem sehr hohen Niveau verfestigt“. Die Rede ist von einer Vervierfachung in den letzten zehn Jahren. Der Arbeits- und Fachkräftemangel habe sich laut Neumayer somit „verfestigt“ und sei weiter eine „enorme Herausforderung für Österreichs Betriebe und belastet den Standort Österreich zunehmend“.