Credit Suisse Hauptsitz am Paradeplatz in Zürich
Reuters/Denis Balibouse
Credit Suisse

Schweiz streicht Chefs die Boni

Die Schweizer Regierung hat nach der Notveräußerung der Credit Suisse (CS) an die Rivalin UBS Vorgaben für die Bonuszahlungen bei den beiden Banken gemacht. Alle ausstehenden variablen Vergütungen der Mitglieder der Credit-Suisse-Geschäftsleitung werden gestrichen, wie die Regierung am Mittwoch mitteilte. Die Boni hoher Manager werden um bis zu 50 Prozent gekürzt.

Die Maßnahmen betreffen der Regierung zufolge gut 1.000 Beschäftigte des Instituts und bedeuten nach aktuellem Kenntnisstand eine Kürzung der bis Ende 2022 angefallenen variablen Vergütungen von 50 bis 60 Mio. Franken (rund 50 bis 60 Mio. Euro). Die insgesamt noch ausstehenden Bonuszahlungen für alle CS-Beschäftigten werden mit 635 Mio. Franken beziffert.

Die Credit Suisse muss zudem prüfen, ob bereits ausbezahlte Boni zurückgefordert werden können, wie die Regierung erklärte. Die UBS wird verpflichtet, in ihrem Vergütungssystem die erfolgreiche – also möglichst gewinnbringende – Verwertung der von der staatlichen Verlustgarantie erfassten Credit-Suisse-Aktiva als Kriterium festzulegen.

Credit-Suisse-Chefs entschuldigten sich bei Anlegern

Credit-Suisse-Präsident Axel Lehmann hatte sich am Dienstag auf der letzten Generalversammlung der Bank bei wütenden Aktionären für den Untergang des Traditionsinstituts entschuldigt. Lehmann und Credit-Suisse-Konzernchef Ulrich Körner wandten sich erstmals seit der Rettungsaktion öffentlich an die Aktionäre. Zu der Übernahme durften sich die Eigentümer allerdings genauso wenig äußern wie die UBS-Aktionäre auf ihrer Generalversammlung am Mittwoch. Der Deal wurde mit „Notrecht“ durchgesetzt.

Beim letzten Aktionärstreffen der CS haben die Anteilseigner ihrer Wut und Enttäuschung über das Ende des Geldhauses Luft gemacht. Ihr Ärger bezog sich nicht nur auf den Niedergang des fast 167 Jahre alten Instituts, sondern auch auf das Vorgehen des Staates und des Managements bei der geplanten Notübernahme durch die größere Rivalin UBS. So stimmte nur gut die Hälfte der Aktionäre für die Wiederwahl von Verwaltungsratschef Lehmann.

UBS verteidigt Übernahme, aber sieht Risiko

Das Management der UBS verteidigte unterdessen die Übernahme, sieht zugleich aber auch Risiken. Die Transaktion sei der erste Zusammenschluss von zwei weltweit systemrelevanten Banken, sagte UBS-Verwaltungsratspräsident Colm Kelleher bei der Generalversammlung in Basel. „Die Ausführung ist alles andere als leicht und bringt ein enormes Risiko mit sich.“

UBS Hauptversammlung
Reuters/Pierre Albouy
Bei der UBS-Hauptversammlung wurde die Übernahme verteidigt

Der scheidende UBS-Chef Ralph Hamers betonte die großen Chancen des Zusammenschlusses, mit dem eine Bank entstehe, die rund fünf Billionen Dollar (rund fünf Billionen Euro) an Vermögen verwalten werde. Zentral sei in der Branche eine Währung – nämlich das Vertrauen. „Ohne Vertrauen geht in unserem Geschäft nichts, wie wir leider alle gesehen haben.“

Finanzmarktaufsicht will Bußen verhängen können

Die Schweizer Finanzmarktaufsicht (FINMA) fordert nach der Notübernahme unterdessen zusätzliche Kompetenzen. So will die Behörde unter anderem Strafen verhängen können, wie das andere wichtige Aufsichtsbehörden können, sagte FINMA-Verwaltungsratspräsidentin Marlene Amstad am Mittwoch.

„Die FINMA besitzt keine Bußenkompetenz – sie ist damit im Vergleich mit anderen großen Finanzplätzen eine Ausnahme.“ Die Ereignisse um die Credit Suisse hätten gezeigt, dass die Instrumente der Behörde in extremen Fällen an ihre Grenzen stoßen. Deshalb sollte über einen Ausbau nachgedacht werden.

Amstad räumte ein, dass die Credit Suisse bereits im Herbst des vergangenen Jahres auf der Kippe stand. Gleichzeitig wies sie Kritik über ein zu zögerliches Vorgehen der Behörde im Zusammenhang mit dem drohenden Zusammenbruch des Instituts zurück. „Wir haben sehr schnell reagiert“, sagte Amstad. Die FINMA habe der Credit Suisse bereits im Jahr 2020 eine Erhöhung ihrer Liquiditätspolster vorgeschrieben. „Nur dank dieses zusätzlichen Puffers hat CS den Bank-Run im Oktober 2022 überstanden“, sagt Amstad. Damals seien Kundengelder in nie da gewesenem Ausmaß und in nie gesehener Geschwindigkeit abgezogen worden. „Oktober war superkritisch“, ergänzte FINMA-Chef Urban Angehrn. Der Behörde zufolge flossen im letzten Quartal 2022 insgesamt 138 Mrd. Franken (rund 139 Mrd. Euro) aus der Bank ab.

Credit Suisse im März übernommen

Die in Schieflage geratene Credit Suisse wurde Mitte März in einer von der Regierung orchestrierten Rettungsaktion von der UBS übernommen. Bund und Schweizerische Nationalbank (SNB) unterstützen die Rettungsaktion mit milliardenschweren Liquiditätshilfen und Garantien. Das Schweizer Bankengesetz sieht vor, dass die Regierung Maßnahmen im Bereich der Vergütungen anordnen kann, wenn einer systemrelevanten Bank direkt oder indirekt staatliche Beihilfe aus Bundesmitteln gewährt wird. Kurz nach der Notübernahme hatte die Regierung Bonuszahlungen bei der Credit Suisse eingefroren.