Frankreich: Demonstranten stürmen Firmengebäude

Einen Tag nach dem erfolglosen Gespräch zwischen Frankreichs Regierung und den Gewerkschaften im Pensionsstreit sind heute wieder Zehntausende im Land aus Protest auf die Straße gegangen. In Paris, Lyon und Nantes kam es zu Ausschreitungen.

Landesweit nahmen etwa 570.000 Menschen an den Demonstrationen teil, wie das Innenministerium mitteilte. Beim vorigen Protesttag waren es 740.000 gewesen. Die Angaben der Gewerkschaften liegen jeweils weit darüber.

In Paris drangen Gegnerinnen und Gegner der Pensionsreform von Frankreichs Präsident Emmanuel Macron in ein Firmengebäude in Paris ein. Auf Videos war zu sehen, wie sie Leuchtfackeln hielten und Sprechchöre sangen. „Es braucht Geld, um unser Pensionssystem zu finanzieren. Hier gibt es welches“, rief ein Sprecher der Eisenbahnergewerkschaft CGT Cheminots der Zeitung „Le Parisien“ zufolge ins Megafon. „Anstatt zwei Lebensjahre von den Arbeitnehmern zu nehmen, sollte Macron es hier suchen.“ In dem Gebäude sitzt auch der US-Vermögensverwalter Blackrock.

In Macrons erster Amtszeit war Blackrock während der Streiks und Proteste gegen die damals geplante Reform zu einer Art Feindbild geworden – Reformgegner waren der Auffassung, dass der Vermögensverwalter von den Reformplänen Macrons profitiere und Einfluss auf die Pläne genommen habe. Blackrock bestritt das. Bei den aktuellen Protesten hat Blackrock bisher hingegen keine Rolle gespielt.

Demonstrantinnen und Demonstranten haben Berichten zufolge auch den Zugang zu einem Teil des Pariser Flughafens Charles de Gaulle versperrt sowie Straßen und Hochschulen an verschiedenen Orten blockiert.

In der Nähe des Pariser Restaurants La Rotonde, in dem Macron 2017 seinen Wahlsieg gefeiert hatte, gerieten am Nachmittag radikale Demonstrierende und Sicherheitskräfte aneinander. Mehrere schwarz gekleidete Demonstrierende bewarfen die Polizei mit Flaschen, Steinen und Feuerwerkskörpern. Die Sicherheitskräfte setzten Tränengas ein. Die Markise des bekannten Restaurants fing zu brennen an, wurde aber schnell gelöscht. Die Polizei meldete mehrere Verletzte in ihren Reihen, gab aber zunächst keine Zahl bekannt.

Elfter Tag der nationalen Streiks und Proteste in Frankreich
Reuters/Stephanie Lecocq

Macron und seine Regierung wollen das Pensionsantrittsalter schrittweise von 62 auf 64 Jahre anheben. Die Gewerkschaften und große Teile der Opposition lehnen die mittlerweile beschlossene Reform als unfair ab. Das Vorhaben wird vom Verfassungsrat auf seine Verfassungsmäßigkeit geprüft. Eine Entscheidung soll es Ende kommender Woche geben.