Cannabispflanze
ORF/Katja Lehner
Von Spanien bis Uruguay

Weltweite Regeln für Cannabis

In der EU häufen sich Rufe nach der Legalisierung von Cannabis. Zuletzt erläuterte Deutschland seine Pläne, wie Cannabis schrittweise legalisiert werden soll. Weltweit zeichnete sich in den vergangenen Jahren eine Tendenz hin zur Entkriminalisierung von Cannabis ab.

Die Niederlande sind quasi ein Klassiker in Sachen Cannabis: Seit 1976 sind der Besitz, Konsum und Verkauf von bis zu fünf Gramm in Coffeeshops erlaubt. Anbau und Verkauf im großen Stil sind verboten, in diesem Bereich sind vor allem kriminelle Banden tätig. Die Niederlande waren 2003 auch das erste EU-Land, das die medizinische Verwendung von Cannabis erlaubte. Mittlerweile ist der medizinische Gebrauch der Droge in rund 30 Ländern weltweit erlaubt.

In Spanien wird der Anbau für den Eigenbedarf in privaten Räumen toleriert. Der Handel und der Konsum in der Öffentlichkeit sind verboten. Das Nachbarland Portugal entkriminalisierte im Jahr 2001 den Konsum und Besitz der Droge. Konsumentinnen und Konsumenten können aber mit einem Bußgeld belegt werden, das sie durch eine Suchtbehandlung umgehen können.

Wie Malta, Tschechien und Belgien mit Cannabis umgehen

Malta erlaubte Ende 2021 den Besitz von bis zu sieben Gramm Cannabis und den Anbau von bis zu vier Pflanzen für Bürgerinnen und Bürger ab 18 Jahren. Ab sieben Gramm und bis zu 28 Gramm riskiert der Verbraucher bzw. die Verbraucherin eine Strafe in Höhe von 100 Euro. Der Konsum in der Öffentlichkeit und vor Minderjährigen bleibt verboten.

In Tschechien ist der Konsum von Cannabis und der Besitz zum Eigenbedarf seit 2010 erlaubt. In Belgien wird seit 2003 der Besitz von Cannabis zum persönlichen Gebrauch nicht mehr strafrechtlich verfolgt.

In Deutschland sollen der Besitz von bis zu 25 Gramm Cannabis und der Eigenanbau von maximal drei Pflanzen künftig straffrei sein. Außerdem will Berlin den Anbau und die Abgabe der Droge in speziellen Vereinen ermöglichen. Die ursprünglich geplanten Cannabisfachgeschäfte, in denen Rauschprodukte frei verkauft werden können, wird es zunächst nicht geben. Das soll erst in einem zweiten Schritt und nur in einigen Modellregionen erprobt werden – mit wissenschaftlicher Begleitung. In Österreich ist derzeit keine Legalisierung geplant.

Begriffsklärung

Cannabis: Cannabis heißt die Sorte der Hanfgewächse.
Marihuana: Marihuana bezeichnet die getrockneten, harzhaltigen Blüten und Blätter der weiblichen Hanfpflanze.
Haschisch: Haschisch ist das gepresste Harz der Pflanze und hat einen höheren Wirkstoffgehalt als Marihuana.

Uruguay als weltweiter Vorreiter

Als erstes Land der Welt legalisierte Uruguay 2013 den Anbau, den Vertrieb und den Konsum von Cannabis. An die Drogen kommen Konsumentinnen und Konsumenten auf drei Arten: über den Anbau zu Hause für den Eigenbedarf, als Mitglied in einem Cannabisclub oder durch den Kauf in einer Apotheke.

In Mexiko entkriminalisierte der Oberste Gerichtshof im Juni 2021 den Freizeitgebrauch von Cannabis. Im Mai 2022 lockerte das Land dann die Kriterien für den Besitz.

Mehrere US-Bundesstaaten und Kanada erlauben Cannabis

In den USA verbietet das Bundesrecht den Anbau, den Verkauf und die Verwendung von Cannabis. Der Freizeitgebrauch wurde jedoch in 19 US-Staaten legalisiert. Im vergangenen Herbst begnadigte US-Präsident Joe Biden all jene, die auf Bundesebene wegen einfachen Cannabisbesitzes verurteilt worden waren.

Kanada legalisierte im Oktober 2018 als zweites Land der Welt Cannabis für den Freizeitgebrauch. Die Gesetzgebung beschränkt den persönlichen Besitz auf 30 Gramm und vier Pflanzen pro Haushalt. Es obliegt den Provinzen, den Verkauf in zugelassenen staatlichen oder privaten Geschäften zu organisieren.

In Südafrika erklärte 2018 das höchste Gericht ein Gesetz für verfassungswidrig, das den Konsum und den Anbau von Cannabis zu Hause verbietet. Das Urteil entkriminalisiert jedoch weder den öffentlichen Gebrauch der Droge noch seine Vermarktung.