Sudan: Kämpfe zwischen Armee und Paramilitär

In der sudanesischen Hauptstadt Khartum sind Spannungen zwischen den Streitkräften und paramilitärischen Gruppen eskaliert. Heute Früh gab es in mehreren Stadtteilen anhaltende Schüsse und Explosionen, darunter im Norden, wo sich der Flughafen und der Präsidentenpalast befinden, sowie im Süden der Stadt. Dort befindet sich das Hauptquartier der paramilitärischen Gruppe Rapid Support Forces (RSF), die eigentlich in das staatliche Militär integriert werden soll.

Die RSF erklärten, sudanesische Soldaten seien heute Früh in ihr Hauptquartier einmarschiert. Medienberichten zufolge sollen RSF-Kräfte den Flughafen in Khartum angegriffen haben.

Rauch über der sudanesischen Hauptstadt Khartoum
APA/AFP

Miliz meldet Einnahme von Präsidentenpalast

Nach eigenen Angaben übernahm die Miliz inzwischen die Kontrolle über den Präsidentenpalast und den Flughafen. Das sei eine Reaktion auf einen Angriff der Armee auf einen ihrer Stützpunkte in der Hauptstadt, erklärte die Miliz am Samstag. Die Armee bezeichnete die Angaben der Miliz als „Lügen“.

Die RSF rief die Bevölkerung dazu auf, „sich ihr anzuschließen“. Ihre Aktionen richteten sich nicht gegen die Armee, „sondern gegen ihren Generalstab“. Dieser benutze die Armee, „um an der Macht bleiben zu können – selbst auf die Gefahr hin, die Stabilität des Landes zu gefährden“.

Warnung vor Mobilisierung

Erst am Donnerstag hatte die sudanesische Armee vor einer Mobilisierung der RSF gewarnt. Beobachter sahen in der Mobilmachung eine Drohgebärde des mächtigen RSF-Anführers Mohammed Hamdan Daglo gegen den Machthaber und Oberbefehlshaber Abdel Fattah al-Burhan. Befürchtet wurden gewaltsame Zusammenstöße, die in einen erneuten Bürgerkrieg münden könnten.

Seit dem Sturz von Langzeitmachthaber Omar al-Baschir im April 2019 hält das Militär unter der Führung von General Burhan die Macht im Land. Die Eingliederung der berüchtigten RSF in das Militär ist eine der wichtigsten Bedingungen für die Bildung einer Zivilregierung.

Das Militär und die RSF führten zwar im Herbst 2021 gemeinsam einen militärischen Coup an, in den vergangenen Monaten mehrten sich aber die Spannungen zwischen den beiden militärischen Anführern. Der Streit verzögert den von Machthaber Burhan versprochenen Übergang zu einer zivilen Regierung. Zuletzt hatte sich Daglo überraschend für einen schnellen Übergang zu einer Zivilregierung ausgesprochen und sich damit in Opposition zu Burhan gestellt.