Screenshot von CBC-Twitterseite
ORF/Ákos Heves
Kanadische und schwedische Sender

Weitere Sender schweigen auf Twitter

Nach dem US-Radiosender NPR hat sich auch Kanadas öffentlich-rechtlicher Rundfunksender CBC im Streit mit Twitter-Chef Elon Musk vorerst von der Onlineplattform verabschiedet. Der Grund ist, dass Musk dem Sender auf Twitter die Bezeichnung „regierungsfinanziert“ verpasste, die bisher nur für Sender in autoritären Staaten verwendet wurde. Auch ein schwedischer Sender gab seinen Rückzug bekannt – und dessen Begründung könnte Musk wurmen.

Der Sender begründete die Entscheidung am Montag damit, dass Twitter CBC und seine französischsprachige Version Radio-Canada als „regierungsfinanziert“ gekennzeichnet habe, wie das bisher nur bei Medien autoritär geführter Länder wie Russland und China üblich sei.

„Im Fall von CBC/Radio-Canada ist diese Kennzeichnung unwahr und irreführend“, monierte der Sender. Zwar sei CBC ein staatlich finanzierter Sender, die Unabhängigkeit seiner Berichterstattung werde aber durch das kanadische Rundfunkgesetz sichergestellt.

CBC: Untergräbt unsere Arbeit

„Twitter kann ein machtvolles Werkzeug für unsere Journalisten sein, um mit den Kanadiern zu kommunizieren“, hieß es in der CBC-Mitteilung weiter. Es untergrabe aber ihre Arbeit, wenn „unsere Unabhängigkeit fälschlicherweise auf diese Art beschrieben wird“. „Infolgedessen werden wir unsere Aktivitäten auf unserem Twitter-Konto und allen nachrichtlichen CBC- und Radio-Canada-Konten aussetzen“, erklärte die Sendergruppe und rief die Menschen in Kanada auf, ihr in anderen Onlinenetzwerken zu folgen.

Vergangene Woche hatte sich bereits der öffentlich-rechtliche US-Radiosender NPR von Twitter verabschiedet. Beide posten nun vorerst nichts mehr auf ihren Accounts. Die britische BBC setzte durch, dass sie in dem Onlinedienst statt als „regierungsfinanziert“ als „öffentlich finanziert“ gekennzeichnet wird. Der ORF und die deutschen öffentlich-rechtlichen Sender ARD und ZDF werden seither ebenfalls als „öffentlich finanziert“ ausgewiesen.

Der Unterschied aus Musks Sicht besteht darin, dass etwa der ORF gebührenfinanziert ist, während CBC – überwiegend – aus dem kanadischen Budget finanziert wird. NPR wiederum erhält nur ein Prozent seiner Finanzierung von öffentlicher Hand. Der Radiosender finanziert sich neben Werbung vor allem über freiwillige Beiträge seiner Hörerschaft. Die durch die Kennzeichnung erfolgte Gleichsetzung mit etwa russischen Sendern geht jedenfalls an der Realität vorbei.

Weniger Maßnahmen gegen Trolle und Hassrede

Das Onlinenetzwerk hat seit seiner Übernahme durch Musk einen Kurswechsel vollzogen. So geht Twitter nun weniger gegen Einträge vor, die zu Hass aufrufen oder Falschinformationen verbreiten. Etablierten Medien steht Musk hingegen ablehnend gegenüber. So beantwortete die Pressestelle von Twitter Journalistenfragen in jüngster Zeit mit einer automatischen Antwort, die lediglich das Symbol eines Kothaufens enthielt.

Bitte von Oppositionsführer an Musk

Der kanadische Oppositionsführer Pierre Poilievre, ein scharfer Kritiker der CBC, machte sich Musks Haltung zunutze. Er bat den Multimilliardär vergangene Woche in einem Brief, die CBC in deren Twitter-Konten als „regierungsfinanziertes Medium“ zu kennzeichnen. Das sei „im Interesse der Transparenz“, da der Sender im Steuerjahr 2021/2022 bereits zu fast zwei Dritteln durch die kanadische Regierung finanziert worden sei.

Der kanadische Premierminister Justin Trudeau warf Poilievre daraufhin am Montag einen „Angriff auf diese kanadische Institution“ vor. Die CBC sei „so wichtig für so viele Kanadier“, hob der Regierungschef hervor.

Für schwedisches Radio Twitter nicht mehr relevant

Wenige Stunden nach der Ankündigung von CBC folgte Schwedens öffentlich-rechtliches Sveriges Radio (SR) und kündigte an, seine Aktivitäten zu stoppen. Im Fall von SR allerdings nicht wegen der Kategorisierung – SR wird von Twitter als „öffentlich finanziert“ bezeichnet –, sondern schlicht, weil Twitter laut SR „schon seit Längerem“ keine Priorität mehr habe.

„Nun haben wir entschieden, unsere Aktivitäten komplett zu stoppen und auch eine Reihe von Konten zu löschen“, erklärte der Sender am Dienstag auf seiner Website. Twitter habe sich „schlicht verändert“ und an Relevanz für den Sender verloren, hieß es weiter.