Moskau sagt Gedenkmarsch am „Tag des Sieges“ ab

In Russland soll es in diesem Jahr nicht den traditionellen Gedenkmarsch „Unsterbliches Regiment“ am „Tag des Sieges“ am 9. Mai zur Erinnerung an sowjetische Soldaten im Zweiten Weltkrieg geben.

Anstelle des sonst in Moskau und vielen anderen Städten organisierten Umzugs mit Hunderttausenden Teilnehmenden sollten sich die Menschen die Fotos ihrer toten Angehörigen in diesem Jahr lieber ans Autofenster kleben oder ans Gewand heften, meldete die russische Staatsagentur TASS heute unter Berufung auf die Veranstalter sowie Parlamentsabgeordnete.

An dem Marsch hatte in der Vergangenheit auch Kreml-Chef Wladimir Putin teilgenommen. Sein Sprecher Dmitri Peskow sagte, er könne noch nicht sagen, ob der Präsident unter Umständen an alternativen Formaten teilnehme.

Gedenken soll „erweitert“ werden

Offiziell lautete die Begründung für die Absage des Marsches, das Gedenken an die Veteranen, die zwischen 1941 und 1945 gegen die deutsche Wehrmacht und das NS-Regime kämpften, solle „erweitert“ werden. In der neuen Form dauere es den ganzen Tag und nicht mehr nur wenige Stunden, hieß es.

Beobachter vermuteten allerdings, dass Russlands Behörden mehr als ein Jahr nach Beginn des Angriffskrieges gegen die Ukraine in Wirklichkeit Sicherheitsbedenken hätten. In grenznahen Regionen und auf der von Russland annektierten Halbinsel Krim waren die Feierlichkeiten zum 9. Mai bereits vor einiger Zeit weitgehend abgesagt worden.