Menschen auf der Straße nach der Massenpanik in Sanaa
Reuters/Khaled Abdullah
Bei Spendenverteilung

Dutzende Tote nach Massenpanik im Jemen

Im Jemen sind am Mittwoch bei einer Massenpanik bis zu 85 Menschen ums Leben gekommen und mehr als 300 verletzt worden. Zu dem Unglück sei es während einer Wohltätigkeitsaktion in der Hauptstadt Sanaa gekommen, teilten die schiitischen Huthi-Rebellen Donnerstagfrüh mit. Während der Aktion zum Fastenmonat Ramadan hätten Händler Geld an die Menge verteilt, worauf es zu Tumulten gekommen sei.

Die Huthis, die die jemenitische Hauptstadt kontrollieren, sprachen Donnerstagfrüh erst von 50, später von 79 bis 85 Toten und rund 320 Verletzten, Männern, Frauen und Kindern. Nachrichtenagenturen berichteten, zu dem tödlichen Unglück sei es in einem Schulgebäude in Sanaa gekommen, als dort Hilfsgüter – und eben Geld – verteilt worden seien, laut der Nachrichtenagentur Reuters Geschenke im Wert von umgerechnet etwa sieben Euro.

Die Hilfsaktion in der Schule hatte wenige Tage vor dem islamischen Fest Id al-Fitr, welches das Ende des Fastenmonats Ramadan markiert, stattgefunden. Der politische Chef der Huthi-Rebellen, Mahdi al-Mascha, teilte mit, es sei eine Ermittlungskommission zu dem Vorfall eingesetzt worden. Die Toten und Verletzten wurden in umliegende Krankenhäuser gebracht.

Gebäude von Sicherheitskräften abgeriegelt

Nach Angaben der Rebellen wurden drei Menschen im Zusammenhang mit dem Vorfall festgenommen. Die Huthis machten die Organisatoren der Aktion für das Unglück im Stadtviertel Bab al-Jemen verantwortlich, da sie, wie es etwa bei der BBC hieß, die Wohltätigkeitsveranstaltung nicht mit den lokalen Behörden koordiniert hätten.

Augenzeugen beschrieben gegenüber der Nachrichtenseite Al-Masdar, wie zeitweise Schüsse zu hören waren. Diese sowie eine Explosion nach einem Kurzschluss sollen die Panik gesteigert und schließlich zum Gedränge geführt haben. An einer Schule hätten sich vorher Hunderte versammelt, um Geldspenden eines bekannten Händlers zu erhalten. Einige örtliche Medien berichteten, die Huthis hätten die Schüsse abgegeben.

Ein Standbild eines Videos zeigt Kleidung am Boden vor einem Gebäude liegend
AP/Ansar Allah Houthi Media Office
Gewand blieb auf dem Boden vor dem Schulgebäude im Viertel Bal al-Jemen zurück

Der Ort des Unglücks wurde laut einem Bericht der Nachrichtenagentur AFP von Sicherheitskräften abgeriegelt. Sie verweigerten Menschen, die dort nach Familienangehörigen und Verwandten suchen wollten, den Zutritt zu der Schule. Videos in sozialen Netzwerken zeigten Tote, die auf dem Boden lagen und Panik in der Menge, Fotos zeigten Gewand und Schuhe, die auf dem Boden zurückblieben. Der katarische TV-Sender al-Jazeera berichtete, die Tragödie habe „landesweite Wut“ ausgelöst.

Seit neun Jahren Bürgerkrieg

Im Jemen herrscht seit 2014 Bürgerkrieg. Der Konflikt hat nach Angaben der Vereinten Nationen (UNO) die weltweit schlimmste humanitäre Krise verursacht. Mehr als zwei Drittel der Bevölkerung leben unterhalb der Armutsgrenze, ähnlich viele, mehr als 21,7 Millionen Menschen, sind nach UNO-Angaben in diesem Jahr auf humanitäre Hilfe angewiesen.

Dutzende Tote nach Massenpanik

Bei einer Massenpanik im Jemen sind nach Angaben der Huthi-Rebellen mindestens 78 Menschen ums Leben gekommen. Den Angaben zufolge war es bei der Verteilung von Spenden am späten Abend zu einem tödlichen Gedränge gekommen. Augenzeugen beschrieben, wie zeitweise Schüsse zu hören waren. Einige örtliche Medien berichteten, die Huthis hätten die Schüsse abgegeben.

In dem Konflikt stehen einander die Truppen des ins Exil geflüchteten sunnitischen Präsidenten Abd Rabbo Mansur Hadi und die schiitischen Huthis gegenüber. Die Regierungstruppen werden von einem Militärbündnis unter Führung Saudi-Arabiens unterstützt, die Huthi-Rebellen haben die Rückendeckung des Iran.

Hoffnung auf Deeskalation

Seit dem vergangenen Jahr gab es allerdings Annäherungen zwischen den Kriegsparteien. Die Kämpfe ebbten deutlich ab, nachdem ein sechsmonatiger Waffenstillstand ausgehandelt worden war. Die Vereinbarung lief zwar im Oktober aus und wurde nicht formell verlängert. Dennoch wird sie nach wie vor weitgehend eingehalten. Hoffnungen auf weitere Deeskalation in dem Konflikt bestehen seit einigen Tagen, als die saudi-arabische Regierung und die Huthi-Rebellen mit dem Austausch Gefangener begonnen haben.